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Der Mediziner Ahmad Hamedy hilft den Menschen in Syrien.

© privat

Interview mit syrischem Arzt: "Die medizinische Lage in Syrien ist eine Katastrophe"

Der gebürtige Syrer und Mediziner Ahmad Hamedy engagiert sich von Deutschland aus für Syrien. Sein Verein kauft von Spenden alte Krankenwagen und transportiert sie eigenhändig ins Land. Im Interview spricht er über dieses riskante Unterfangen.

Herr Hamedy, was hat sich getan, seitdem Sie 2011 mit der humanitären Hilfe für Syrien begonnen haben?

Die Lage in Syrien hat sich seitdem sehr verschlechtert. 2011 war es noch relativ ruhig, die syrische Revolution war noch nicht so lange her. Am Anfang waren die Menschen guter Dinge und haben sehr viel aufgegeben, weil sie gedacht haben, die Revolution dauert nicht lange. Mittlerweile fehlt es den Menschen an allem.  

Wie versuchen Sie da zu helfen?

Wir sammeln in Deutschland Spenden und kaufen davon alte Krankenwagen, die unsere Helfer des Vereins „Leipzig Koordination“ selber nach Syrien fahren. Der Verein besteht hauptsächlich aus Syrern, die sich im Land auskennen. Zudem kaufen wir auch Medikamente und sammeln Decken, Klamotten, Schlafsäcke, Zelte und kaufen in der Türkei Mehl ein, das wir dann ins Land transportieren. Die medizinische Lage in Syrien ist eine Katastrophe. Das betrifft mich als Arzt besonders. Verwundete werden mit Transportern ins Krankenhaus gebracht, wenn überhaupt. Die Krankenwagen, die wir kaufen, sind nicht die neusten, aber trotzdem in Syrien eine große Hilfe. Das Rote Kreuz selbst darf nicht mehr einreisen. Wir sind eine der Organisationen, die versuchen, die Lücke zu füllen. Ebenso unterstützen wir kranke Syrer, die es nach Deutschland geschafft haben, hier eine gute medizinische Versorgung zu bekommen. Wir stehen vor allem als Übersetzer zur Verfügung.

Vor Welchen Problemen steht die Hilfsarbeit in Syrien?

Unsere Güter und Hilfsmittel werden alle über die türkische Grenze transportiert. Dort sehen wir, dass es in den Flüchtlingslagern eine relativ gute Versorgung gibt, viel besser als im Libanon, in Jordanien oder im Irak. Unsere Helfer dürfen sich aber längstens zwei Wochen in Syrien aufhalten, das ist ein Problem. Sie sind natürlich auch ständig gefährdet. Bei einem Bombenanschlag an der syrisch-türkischen Grenze vor vier Monaten waren sie glücklicherweise 500 Meter davon entfernt und wurden nicht verletzt. Die Türkei hat auch mittlerweile ihre Sicherheitsmaßnahmen verstärkt. Das bedeutet für unsere Helfer, dass sie, wenn sie ohne Wagen von Syrien in die Türkei zurückkehren, einen Fußmarsch von zehn Kilometern hinlegen müssen, vom syrischen Kontrollpunkt zum türkischen Kontrollpunkt. In Syrien halten sie sich vor allem in den von Rebellen befreiten Gebieten auf, daher ist der Übergang in die Türkei nicht problematisch. Ein gewisses Risiko ist aber immer dabei.

Manuela Tomic

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