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Irak: Ausgehverbot dämmt Gewalt ein

Nach Augenzeugenberichten waren die größeren Straßen nahezu menschenleer. Allerdings gingen viele Gläubige in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft zum Freitagsgebet.

Bagdad - Mit einer Ausgangssperre ist am Freitag im Irak der jüngste Gewaltausbruch zwischen Schiiten und Sunniten eingedämmt worden. Zwei Tage nach der Zerstörung der Goldenen Moschee von Samarra, einem schiitschen Heiligtum, hatte die Übergangsregierung in Bagdad ein bis zum Nachmittag geltendes Ausgehverbot für den Zentralirak verhängt. Damit sollten vor allem größere Menschenansammlungen und Demonstrationen nach dem traditionellen Freitagsgebet bei den bedeutenden Moscheen verhindert werden.

Der Anschlag von Samarra hatte eine Welle der Gewalt und Gegengewalt ausgelöst. Bis Donnerstag waren landesweit die Leichen von mehr als 100 erschossenen Zivilisten gefunden worden, die offenbar Vergeltungsaktionen zum Opfer gefallen waren. Am Freitag folgten jedoch Schiiten und Sunniten an mehreren Orten Einladungen zum gemeinsamen Gebet. Kleriker und Politiker aller Lager hatten ihre jeweiligen Anhänger zuvor aufgefordert, ruhig zu bleiben und sich nicht zu Gewaltakten gegen Einrichtungen anderer Glaubensrichtungen verleiten zu lassen. Im Irak stellen die Schiiten die Mehrheit. Sie waren während des Regimes von Saddam Hussein - einem Sunniten - unterdrückt worden.

Die Bemühungen um eine Entspannung ließen zwar die Gewalt abebben, konnten sie aber nicht gänzlich abstellen. Bewaffnete stürmten am frühen Freitagmorgen in Latifija das Haus einer schiitischen Familie. Sie erschossen drei Familienmitglieder und verletzten zwei weitere, wie die Polizei in der 40 Kilometer südlich von Bagdad gelegenen Kleinstadt bestätigte. Latifija liegt im so genannten Todesdreieck im Süden von Bagdad, wo sich schiitische und sunnitische Siedlungsgebiete überlappen.

In Basra beschossen Unbekannte in der Nacht zum Freitag eine sunnitische Moschee mit Mörsern. Fünf Wachleute erlitten Verletzungen, berichteten Augenzeugen. In der überwiegend von Schiiten bewohnten südirakischen Provinz Basra galt das Ausgehverbot nicht.

US-Soldaten töteten am Freitagmorgen bei einer Durchsuchung im Norden von Bagdad nach eigenen Angaben einen mutmaßlichen örtlichen Anführer des Terrornetzwerks El Kaida im Irak. Abu Asma alias Akram Mahmud al-Muschhadani soll der «Militärbefehlshaber» der El Kaida von Nord-Bagdad gewesen sein. Als Bombenbauer trage er die direkte Verantwortung für zahlreiche Opfer unter amerikanischen Soldaten und irakischen Sicherheitskräften, hieß es. (tso/dpa)

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