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Politik: Irak droht mit Märtyrer-Aktionen

Warnung an Alliierte nach Übernahme des Flughafens / US-Militärs: Wir siegen auch ohne Einnahme Bagdads

Bagdad (Tsp). Die USA planen offenbar, auch ohne die Einnahme Bagdads den Sieg im IrakKrieg zu verkünden. Das meldeten am Freitag amerikanische Medien mit Berufung auf das Pentagon. Das Militär wolle die Hauptstadt isolieren und damit das Regime von Saddam Hussein für „irrelevant“ erklären, berichtete CNN. An eine schnelle Erstürmung Bagdads sei nicht gedacht. Dennoch könne schon in der nächsten Woche eine Übergangsverwaltung ernannt werden. Die alliierten Truppen haben inzwischen den internationalen Flughafen von Bagdad unter ihre Kontrolle gebracht. Iraks Informationsminister drohte aber mit „Märtyrer-Operationen“.

Mohammed Sajid al Sahaf betonte jedoch, dass keine Massenvernichtungswaffen zum Einsatz kommen würden. Die US-Truppen auf dem Gelände des Flughafens forderte der Informationsminister auf, sich zu ergeben. Sie seien von irakischen Einheiten vollständig umzingelt. Sahaf kündigte den Truppen eine „nicht konventionelle“ Nacht an, sollten sie sich nicht ergeben. Zuvor hatten amerikanische Einheiten mit Unterstützung von Kampfflugzeugen nach heftiger Gegenwehr den Flughafen eingenommen.

Nach Einschätzung von US-Generalstabschef Richard Myers haben die Alliierten inzwischen 45 Prozent des Irak unter ihrer Kontrolle. Er deutete an, dass ein Vormarsch in die Straßen von Bagdad nicht unbedingt vorgesehen sei. „Wenn die Hauptstadt isoliert ist, kann Saddam das Land nicht mehr kontrollieren.“ Unterdessen fliehen Tausende von Bewohnern aus der Stadt. Es bildeten sich kilometerlange Autoschlangen in Richtung Norden. Das irakische Fernsehen zeigte Saddam Hussein, wie er sich von Bewohnern Bagdads feiern ließ. Bundesaußenminister Joschka Fischer bekräftigte mit seinen französischen und russischen Kollegen die Forderung nach einer zentralen Rolle der UN bei der Bekämpfung der humanitären Krise im Irak.

Erstmals seit dem Kriegsbeginn vor mehr als zwei Wochen ist Bagdad derzeit ohne Strom- und Wasserversorgung. Die Ursache dafür war zunächst unklar. Das Zentrum der irakischen Hauptstadt wurde am Freitagabend von schwerem Artilleriefeuer erschüttert. Aus dem Regierungsviertel und dem Umfeld des Präsidentenpalastes gebe es Feuerstöße aus Sturmgewehren und schweren Maschinengewehren, berichteten Korrespondenten. Es waren die ersten Schießereien im Zentrum Bagdads seit dem Beginn des Krieges vor mehr als zwei Wochen.

Zum zweiten Mal seit Kriegsbeginn verübten Iraker einen Anschlag auf US-Truppen. Dabei sind nordwestlich von Bagdad drei Soldaten, eine schwangere Frau und der Fahrer eines Autos ums Leben gekommen.

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