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Ali

© AFP

Irak: Hinrichtung von "Chemie-Ali" verzögert sich

Der als "Chemie-Ali" bekannt gewordene Cousin Saddam Husseins wird nun doch nicht so schnell hingerichtet wie geplant. Pikanterweise verhindert offenbar ausgerechnet die US-Armee die Ausführung des Todesurteils.

Durch eine Debatte um die angebliche Zusammenarbeit des irakischen Ex-Verteidigungsministers Sultan Haschim mit dem US-Geheimdienst verzögert sich die Hinrichtung von drei ehemaligen Regimegrößen in Bagdad. Haschim war mit Saddam Husseins Cousin, Ali Hassan al-Madschid, genannt "Chemie-Ali", und dem einstigen Militärführer Hussein Raschid al-Tikriti im vergangenen Juni wegen Völkermordes an den Kurden zum Tod durch den Strang verurteilt worden.

Die irakische Nachrichtenagentur Ina berichtete unter Berufung auf einen Anwalt Haschims, die Regierung in Bagdad dringe seit Wochen auf eine baldige Hinrichtung der drei Verurteilten. Die US-Botschaft in Bagdad habe die Vollstreckung der drei Todesurteile jedoch bislang verhindert. Die US-Armee, in deren Gewahrsam sich die Verurteilten befinden, habe die Order erhalten, die zum Tod durch den Strang verurteilten Iraker erst dann an den Henker auszuliefern, wenn der dreiköpfige irakische Präsidentschaftsrat seine Zustimmung dazu gegeben habe. Staatspräsident Dschalal Talabani verweigert jedoch bislang seine Billigung.

Talabani, ein Kurde, begründet seine Weigerung damit, dass Haschim in den 90er Jahren mit den politischen Führern der Kurden im Nordirak Kontakt gehalten und sich kooperativ gezeigt habe. Ein US-Luftwaffenoberst hatte in der vergangenen Woche in einem TV-Interview erklärt, Talabani habe Haschim der CIA damals als Agenten vorgeschlagen, der beim Sturz von Präsident Saddam Hussein helfen könnte. Der einstige Verteidigungsminister habe auch Bereitschaft zur Zusammenarbeit signalisiert. Ob es aber jemals zu einer aktiven Kooperation gekommen sei, wisse er nicht, erklärte Rick Francona, der damals nach eigener Darstellung einer von der CIA gebildeten Gruppe angehört hatte, die den Sturz Saddams betreiben sollte.

Vier Polizisten sterben bei Anschlag in Mossul

Der Vorsitzende des Berufungsgerichts, Munir Haddad, hatte zuvor erklärt, die Ex-Funktionäre, die wegen ihrer Beteiligung an dem Feldzug gegen die Kurden in den Jahren 1987 und 1988 zum Tode verurteilt worden waren, würden in den kommenden Tagen gehängt. Die Zustimmung des Präsidentschaftsrates sei nicht notwendig. Bei der sogenannten "Anfal-Kampagne" waren Zehntausende Kurden gestorben.

In Mossul griff ein Selbstmordattentäter unterdessen eine Polizeistation an und riss vier Polizisten mit in den Tod. Nach Informationen der Nachrichtenagentur Aswat al-Irak wurden mehr als 50 Menschen durch die Explosion der in einem Lastwagen versteckten Bombe verletzt. Durch einen Autobombenanschlag auf eine Polizeipatrouille in Bagdad starben zwei Polizisten und fünf Zivilisten. Laut Aswat al-Irak erlitten 30 Menschen Verletzungen. Im Al-Adl-Viertel schossen Unbekannte auf Straßenkehrer. Einer von ihnen starb, fünf wurden verletzt.

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