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Irak-Krieg: US-Soldat in Würzburg wegen Fahnenflucht verurteilt

Agustin Aguayo sollte mit der US-Armee in den Irak ziehen. Weil er keine Waffe tragen wollte, hat ihn ein US-Militärgericht - auf deutschem Boden - nun zu acht Monaten Haft verurteilt.

Würzburg - Ein US-Militärgericht in Würzburg hat einen in Deutschland stationierten Irak-Kriegsgegner wegen Fahnenflucht zu acht Monaten Haft verurteilt. Der Sanitäter Agustin Aguayo hatte sich der Verlegung seiner Einheit in den Irak entzogen. Zusätzlich zu seiner Strafe wird der 35-Jährige unehrenhaft aus dem Militär entlassen und verliert seine Bezüge. Aguayo hatte bei der Armee und vor Gericht jahrelang vergeblich um seine Anerkennung als Kriegsdienstverweigerer gekämpft. Als er im September 2006 erneut in den Irak gehen sollte, weigerte er sich und flüchtete.

Der in Schweinfurt stationierte Soldat sprang aus einem Fenster seiner Wohnung, als zwei Vorgesetzte vor der Tür standen, um ihn abzuholen. Aguayo setzte sich in die USA ab und stellte sich dort später den Behörden. Danach saß er in Mannheim in einem Militärgefängnis. Die Höchststrafe für Fahnenflucht beträgt sieben Jahre Haft.

Aguayo habe "guten Job" gemacht

Ein Vorgesetzter sagte vor Gericht, der Sanitäter habe immer einen "guten Job" gemacht. Um seine Arbeit aber richtig zu erledigen, müsse er bereit sein, eine geladene Waffe zu tragen. Das allerdings lehnte Aguayo ab. Der Vater von elfjährigen Zwillingsmädchen dient seit 2003 in der Armee. 2004 war er bereits ein Jahr im Irak. "Ich kann keine Waffe tragen und einen anderen Menschen erschießen", sagte der aus Mexiko stammende Soldat. Schon bei seinem ersten Irak-Einsatz hatte er bei Wachdiensten sein Gewehr nicht geladen. Er begründete dies mit seinem Gewissen.

Verteidiger David Court sagte, dies hätten auch die Vorgesetzten gewusst. Ihnen sei klar gewesen, dass der Sanitäter nicht mit in den Irak komme. Die Vorgesetzten bestätigten das vor Gericht. "Es ist ein Risiko, jemanden mitzunehmen, der keine Waffe tragen will", sagte Court. Dass Aguayo desertieren wollte, habe er aber nie angedeutet.

Der Angeklagte hatte sich am Dienstag schuldig bekannt, die Verlegung seiner Einheit in den Irak verpasst zu haben. Den Vorwurf der Fahnenflucht bestritt er. Er habe nur unerlaubt die Truppe verlassen. Aus Sicht des Verteidigers lag keine Fahnenflucht vor, da Aguayo weder für einen Irak-Einsatz noch für andere Einsätze in Kriegsgebieten bereit gewesen sei. Er sei mit seinem Sprung aus dem Fenster nicht speziell vor seiner Verlegung in den Irak geflohen. (tso/dpa)

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