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Irak: Saddam zum Tode verurteilt

Der ehemalige irakische Präsident Saddam Hussein ist zum Tod durch den Strang verurteilt worden. Das Sondertribunal in Bagdad erklärte den 69-Jährigen wegen eines Massakers an Schiiten für schuldig.

Bagdad - Auch Saddams Halbbruder Barsan Ibrahim al Tikriti und der frühere Vorsitzende des Revolutionsrates, Awad Ahmed al Bandar, wurden zum Tode verurteilt. Durch das am Montag beginnende Berufungsverfahren könnte sich eine Urteilsvollstreckung um etliche Wochen hinauszögern.

Saddam Hussein nahm das Urteil sichtlich erschüttert entgegen. Der ehemalige Präsident versuchte den Vorsitzenden Richter, Rauf Raschid Abdel Rahman, durch ständige Zwischenrufe zu unterbrechen und empörte sich auch, als Rahman die Todesstrafe aussprach: "Lang lebe der Irak, Gott ist größer als der Besatzer!", rief er. Wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit verurteilte das Gericht den früheren Staatschef zudem zu zehn Jahren Gefängnis; weitere zehn Jahre Haft bekam Saddam Hussein wegen der Vertreibung von Irakern auferlegt.

Anwalt: Saddam rechnete mit Todesurteil

Einer seiner Anwälte, Ahmed Seddik, sagte, Saddam Hussein habe mit dem Todesurteil gerechnet. Die Verteidiger hätten ihn am Vortag zu zwölft besucht und mehr als vier Stunden mit ihm geredet, sagte Seddik. "Er war überzeugt, dass er zum Tode verurteilt werden würde. "Trotzdem habe der frühere Staatschef eine "eiserne" Haltung gezeigt und vielmehr seinen Anwälten Mut zugesprochen: "Ihr habt alles getan, was ihr tun konntet, aber das Gericht wurde manipuliert", habe Saddam Hussein gesagt.

Der frühere Präsident solle durch den Strang sterben und nicht erschossen werden, wie er es selbst für den Fall eines Todesurteils gewünscht hatte, erklärte der Chefankläger Dschaafar al Mussawi. Verurteilte würden nur erschossen, wenn ein Militärgericht das Urteil fälle; Saddam Hussein werde dagegen gehenkt, "weil die Verbrechen, die er begangen hat, ziviler und nicht militärischer Natur sind". Der Ex-Präsident hatte im Juli gesagt, als ehemaliger Militär wolle er mit der Kugel gerichtet werden "und nicht durch Erhängen".

Ein Angeklagter freigesprochen

Einem weiteren der insgesamt acht Angeklagten, dem früheren irakischen Vize-Präsidenten Taha Jassin Ramadan, erlegte das Gericht eine lebenslange Gefängnisstrafe auf. Drei Angeklagte verurteilte das Gericht zu 15 Jahren Haft, ein einziger wurde freigesprochen. Die Angeklagten hatten sich wegen der Ermordung von 148 Schiiten aus dem Dorf Dudschail im Jahr 1982 verantworten müssen.

Nach dem Todesurteil gegen den früheren Präsidenten sollte am Montag das Berufungsverfahren beginnen. Das Verfahren werde 30 Tage dauern, teilte ein Richter des Sondertribunals mit. Das Berufungsverfahren kommt automatisch in Gang, um Verfahrensfehler oder Gesetzesbrüche zu vermeiden. Sollten die Richter das Urteil bestätigen, muss es binnen 30 Tagen vollstreckt werden. Saddam Hussein hatte den Irak von 1979 bis zum Sturz durch die US-geführte Koalition im April 2003 regiert.

(tso/AFP)

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