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Irak-Strategie: Bush weist Tötung iranischer Spione an

US-Soldaten dürfen künftig iranische Agenten im Irak töten. Nach Presseinformationen betrifft die von Präsident Bush autorisierte Anweisung iranische Geheimdienstmitarbeiter und Mitglieder der Revolutionsgarden.

Washington/Teheran - Wie die "Washington Post" berichtete, ist dies Teil einer neuen, härteren Strategie der Regierung von Präsident George W. Bush, um den Einfluss Irans in seinem Nachbarland Irak wie auch im gesamten Nahen Osten zurückzudrängen. Kritiker befürchten unterdessen durch die neue Direktive eine Verschärfung des schwelenden Konflikts zwischen Washington und Teheran.

Den Iranern wird von Washington vorgeworfen, die schiitischen Milizen im Irak zu trainieren und mit Waffen auszurüsten. Unter den früheren Richtlinien durfte das US-Militär die Iraner nur vorübergehend festnehmen und musste sie dann nach einer biometrischen Erfassung ihrer Identität wieder freilassen. Mehrere Dutzend mutmaßliche iranische Agenten seien bislang so zeitweise festgesetzt worden, berichtete die "Washington Post" weiter. "Die Iraner beschädigen unsere Mission im Irak, und wir müssen uns verbiegen, um nicht zurückzuschlagen", wird ein US-Regierungsbeamter zitiert.

Die US-Armee hatte Mitte des Monats im Irak fünf Iraner gefangen genommen, die einer Spezialeinheit der Revolutionsgarden angehören sollen. Amerikanischen Militärangaben zufolge unterstützt die Einheit Extremistengruppen mit Geld, Waffen sowie mit technischem Wissen über die Herstellung von Sprengsätzen.

Sorge wegen möglicher Vergeltungsaktionen

Kritiker innerhalb von US-Regierung und Geheimdienst sind den Zeitungsangaben zufolge besorgt, durch die härtere Gangart gegen Teheran könnten die Spannungen zwischen Iran und den USA eskalieren. Auch werde befürchtet, durch die Tötung iranischer Agenten könnte es zu Vergeltungsaktionen gegen Amerikaner im Irak, Afghanistan oder anderswo kommen. Außenministerin Condoleezza Rice habe die Sorge über "die Möglichkeit von Fehlern" geäußert, obwohl sie die Maßnahmen prinzipiell unterstütze.

Befürworter der Strategie hingegen erhofften sich bessere Chancen auf ein Einlenken der iranischen Regierung auch im Streit um ihr Nuklearprogramm. "Die Iraner reagieren auf die internationale Gemeinschaft nur, wenn sie unter Druck sind, nicht, wenn sie sich stark fühlen", sagte ein Regierungsbeamter der Zeitung.

Rafsandschani fordert "klügere Wortwahl" im Atomstreit

Der iranische Ex-Präsident Akbar Haschemi-Rafsandschani forderte die verantwortlichen Politiker seines Landes unterdessen zu einer "klügeren Wortwahl" im Atomstreit mit der internationalen Gemeinschaft auf. Die derzeitige Situation sei alles andere als normal, sagte er bei einem Freitagsgebet in Teheran. Deshalb sollten Worte sorgfältig gewählt werden, meinte Rafsandschani.

Der UN-Sicherheitsrat hatte im Dezember Sanktionen gegen Iran von Ende Februar an beschlossen, falls sich Teheran weiter weigert, die für den Bau von Atomwaffen nötige Urananreicherung einzustellen. Staatschef Mahmud Ahmadinedschad hatte die Entscheidung als "Totgeburt" bezeichnet. In jüngster Zeit hat sich die Kritik an dem kompromisslosen Kurs des Präsidenten im Atomstreit im Iran selbst verstärkt. Sogar in einer Live-Sendung des Staatsfernsehens, in der Ahmadinedschad interviewt wurde, war davon die Rede, dass seine Atompolitik von vielen als "heftig, emotional und unwissenschaftlich" beurteilt werde. (tso/dpa)

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