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Politik: Irak sucht Unterstützung in Moskau

Iraks Vize-Premier Tariq Aziz ist am Mittwoch nach Moskau gereist. Die russischen Nachrichtenagenturen kündigten den Besuch erst wenige Stunden vor dessen Eintreffen gestern in Moskau an.

Iraks Vize-Premier Tariq Aziz ist am Mittwoch nach Moskau gereist. Die russischen Nachrichtenagenturen kündigten den Besuch erst wenige Stunden vor dessen Eintreffen gestern in Moskau an. Neben Gesprächen im Wirtschafts-, Handels-, und Energieministerium steht eine Begegnung mit Außenminister Igor Iwanow auf dem Besuchs-Plan.

Zum Thema Dokumentation: Kampf gegen Terror Fotos: Osama Bin Laden, Krieg in Afghanistan Russische Experten vermuten, dass der Irak, wo Diktator Saddam Hussein diese Woche die allgemeine Mobilmachung angeordnet hat, mit einem Angriff der Vereinigten Staaten im Rahmen des Anti-Terror-Krieges rechne und Aziz nun die Moskauer Führung um Vermittlung bitten werde. Kreml und Außenministerium hatten wegen der dürftigen Beweislage bereits vor der Ausweitung der Kämpfe auf andere Ziele, wie zum Beispiel Bagdad, gewarnt.

Im Vorfeld der Visite erschien in der "Iswestija" ein Artikel, der detailliert auf die Risiken einer militärischen Operation im Irak hinweist. In Afghanistan, so der Verfasser, hinter dessen Namen sich mehrere Militärexperten verbergen, hätten die USA deshalb ohne große Verluste gesiegt, weil sie sich auf die Luftunterstützung für die Nordallianz beschränkten, die die "Drecksarbeit" am Boden erledigte. Diese Rolle sei im Irak den Schiiten im Süden - bis zu 60 Prozent der Bevölkerung - und den Kurden im Norden zugedacht. Ein Plan, der nur im Sandkasten funktioniere. Elf Jahre nach dem Golfkrieg, sei trotz massiver Bemühungen Washingtons "weder in politischer noch in militärischer Hinsicht ... eine ernst zu nehmende Opposition gegen Saddam in Sicht".

Die Schiiten haben weder Milizen noch Erfahrung im bewaffneten Widerstand und die USA keinen Einfluss auf deren von Iran gesteuerte Führung. Wegen des von Washington initiierten Embargos und wiederholter Luftangriffe dürfte auch die Masse der Bevölkerung trotz Abneigung gegen Saddam einen Aufstand nicht unterstützen. Das, so die "Iswestija" weiter, wären auch Gründe für die Kurden, nicht mit den Amerikanern zusammen zu kämpfen. Zumal das Ziel der Kurden ein Separatstaat und nicht die Machtübernahme in einem Land mit arabischer Bevölkerungsmehrheit sei.

Nach einem Sturz Saddams müsste Wa- shington zudem bereit sein, die Verantwortung für die Folgen zu übernehmen. Aus Sicht des Blattes wäre der Zerfall des Iraks unvermeidlich, wodurch das Nachbarland Iran zwangsläufig seine Stellung als Regionalmacht festigt.

Einen Krieg gegen Bagdad ohne darauf folgende Installation von Friedenstruppen würden die UN, so die "Iswestija"-Verfasser, als Aggression qualifizieren. Doch erklärtes Ziel Washingtons ist lediglich die Terroristenbekämpfung. Nur dafür habe Bush angesichts der unvermeidlichen hohen Verluste bei flächendeckenden Kampfhandlungen auch das moralische Mandat der eigenen Bevölkerung.

Auch das "begrenzte Kontingent" der Sowjetunion, die 1979 in Afghanistan einmarschierte, heißt es in Anspielung auf die Jagd nach Osama bin Laden zum Schluss des Artikels, sollte ursprünglich nur einen einzigen Mann erledigen - den damaligen Staatschef Hafesa Amin.

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