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Irak: Vier Millionen auf der Flucht

Das UN-Flüchtlingshilfswerk will auf einer am Dienstag in Genf beginnenden internationalen Konferenz Hilfe für irakische Flüchtlinge mobilisieren. Jeden Monat werden 50.000 Iraker aus ihren Heimatorten vertrieben.

Genf/Berlin - Nach eigenen Angaben will die Organisation während der zweitätigen Konferenz mit Vertretern aus 60 Staaten in erster Linie die für dieses Jahr veranschlagten 60 Millionen Dollar (rund 44,3 Millionen Euro) an Hilfsgeldern zusammenbekommen. "Worum wir bitten, ist nur ein Tropfen auf dem heißen Stein im Vergleich zum Bedarf", sagte UNHCR-Sprecher Ron Redmond im Vorfeld des Treffens. "Wir gehen davon aus, dass derzeit vier Millionen Iraker entwurzelt sind." Jeden Monat würden 50.000 Iraker durch den interreligiösen Konflikt aus ihren Heimatorten vertrieben.

Etwa die Hälfte von ihnen habe Zuflucht in den Nachbarländern gesucht, vor allem in Syrien und Jordanien, fügte der Sprecher hinzu. Ein Teil der geschätzten vier Millionen Flüchtlinge habe bereits während der Herrschaft des früheren Machthabers Saddam Hussein das Land verlassen. Eine große finanzielle Herausforderung sei die Zerstörung der Infrastruktur im Irak. Aber auch in den Aufnahmeländern gebe es für die Flüchtlinge keine ausreichenden Mittel, etwa in den Bereichen Bildung, soziale Sicherung, Wohnraum und Arbeit. "Der Bedarf ist enorm", sagte der UNHCR-Sprecher. "Er geht in die Millionen, wenn nicht in die Milliarden (Dollar)."

Aufnahmeländer sollen Flüchtlinge schützen

Das UNHCR hofft nach eigenen Angaben, dass die Geberstaaten einen Teil ihrer Hilfe direkt an die Aufnahmeländer der Flüchtlinge weitergeben. Die Aufnahmeländer ihrerseits müssten dafür Sorge tragen, dass die Flüchtlinge geschützt und nicht gegen ihren Willen in die Heimat zurückgeschickt würden. Auch im Irak selbst gibt es Widerstand gegen irakische Vertriebene: Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) bauen lokale Verwaltungen Grenzen auf, um ihre Region vor der Zuwanderung durch Flüchtlinge zu schützen. Durch ein derartiges Vorgehen würden die vertriebenen Iraker gezwungen, in die bereits jetzt überforderten Nachbarländer abzuwandern, sagte der IOM-Chef im Irak, Rafiq Tschannen.

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International forderte ein abgestimmtes Konzept für irakische Flüchtlinge in der Region und in Europa. Amnesty forderte die EU-Staaten auf, auch selbst "großzügig" irakische Flüchtlinge aufzunehmen und keine Iraker abzuschieben.

Das Auswärtige Amt stellt 2,2 Millionen Euro humanitäre Hilfe für irakische Flüchtlinge und Binnenvertriebene zur Verfügung. Wie das Außenministerium weiter mitteilte, werden jeweils eine Million Euro dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz und dem UNHCR zur Verfügung gestellt. Das Deutsche Rote Kreuz erhalte gut 200.000 Euro, um den irakischen Roten Halbmond unter anderem mit Erste-Hilfe-Sets für die Versorgung von Schwerstverletzten auszustatten. (tso/AFP)

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