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Hella Mewis lebte in Bagdad und arbeitete für das Kulturinstitut Bait Tarkib.

© dpa

Update

Irakisches Innenministerium bestätigt: Deutsche Kuratorin wurde in Bagdad entführt

Sicherheitskräfte suchen nach Hella Mewis. Die Berlinerin kritisierte zuvor die Tötung des Historikers al-Haschimi. Das Außenministerium hat seinen Krisenstab einberufen.

Das irakische Innenministerium hat die Entführung der deutschen Kuratorin und Kulturvermittlerin Hella Mewis in Bagdad bestätigt. Sicherheitskräfte suchten nach der Frau, sagte ein Sprecher am Dienstag. Zuvor bestätigte eine Freundin der Kuratorin ihre Entführung durch bewaffnete Männer, die Aktivistin Sirsa Sarsam von der Nichtregierungsorganisation Burj Babel,.

„Wir wissen nicht, wer sie entführt hat. Wir haben die Sicherheitsbehörden informiert“, sagte Sarsam am Dienstag. Derzeit würden Aufzeichnungen von Überwachungskameras untersucht. 

Unbekannte Männer hatten Mewis laut Aktivisten am Montagabend gegen 20.00 Uhr (Ortszeit) in Nähe des Kulturinstituts Bait Tarkib entführt, das die Arbeit junger irakischer Künstler fördern will.

Ein menschliches Desaster, sagt eine Freundin und Aktivistin

Außenminister Heiko Maas sagte in Athen, das Auswärtige Amt habe seinen Krisenstab einberufen. Er wolle sich „mit Blick auf das Wohlbefinden der Betroffenen“ nicht näher zu dem Fall äußern. „Aber (wir) haben im Auswärtigen Amt damit begonnen, uns um den Fall zu kümmern und eine Lösung zu finden, bei der die betroffene Person und ihr Wohlbefinden gesichert wird“, sagte Maas. Der irakische Innenminister Othman Al-Ghanmi habe „verstärkte Bemühungen bei der Suche“ nach Mewis angeordnet, hieß es in Bagdad.

"Hellas Entführung ist ein menschliches Desaster“, sagte Sirs Sarsam. „Ich habe vor einer Woche mit ihr telefoniert.“ Mewis habe gute Beziehungen zu Künstlern, Intellektuellen und Demonstranten im Irak und habe dort seit 2010 zu vielen Veranstaltungen beigetragen.

Die Entführung fand in dem zentral gelegenen Stadtteil Abu Nawas statt, in dem das Kulturinstitut Bait Tarkib liegt, an dessen Aufbau Mewis arbeitete. In der Gegend unweit des Flusses Tigris liegen auch verschiedene Regierungsgebäude.

Mewis gilt als erfahrene Kulturvermittlerin, sie lebt seit Jahren in Bagdad

Die in Berlin geborene Mewis arbeitete am Aufbau des 2015 gegründeten Kulturinstituts mit, das die Arbeit junger irakischer Künstler fördert. Seit mehreren Jahren lebt sie in Bagdad, 2017 beschrieb der irakische Schriftsteller Najem Wali sie im „Spiegel“ als Frau, die entgegen irakischer Konventionen in Cafés gehe, ihr Haar offen trage und nur selten zum Kopftuch greife. An der Uferstraße am Tigris habe sie 2016 eine Frauenfahrrad-Demonstration organisiert. Mewis gilt als gut vernetzte, erfahrene Ansprechpartnerin, auch als freie Mitarbeiterin des Goethe-Instituts in Erbil.

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Zusammenhang mit Tötung des Terrorexperten al-Haschimi?

Hella Mewis sei „empört“ gewesen über die Tötung des international anerkannten Historikers und Terrorismusexperten Hischam al-Haschimi vor zwei Wochen, teilte ihre Freundin Sarsam außerdem mit.

Al-Haschimi war in der Nähe seiner Wohnung erschossen worden, er galt als einer der besten Kenner extremistischer Gruppen im Irak. In den irakischen Medien richtete sich der Verdacht vor allem gegen die Iran-treue schiitische Miliz Kataib Hisbollah und die Terrormiliz Islamischer Staat (IS). (dpa)

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