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Iran: Atomwissenschaftler bei Anschlag getötet

Ein auf Atomenergie spezialisierter Universitätsprofessor ist am Dienstag in der iranischen Hauptstadt Teheran bei einem Bombenanschlag ums Leben gekommen. Iranische Medien beschuldigen "Konterrevolutionäre", Israel und die USA, hinter dem Attentat zu stecken.

Der ferngezündete Sprengsatz war nach Angaben des staatlichen Fernsehens an einem Motorrad befestigt und detonierte in der Nähe des Hauses des Wissenschaftlers Massoud Ali-Mohammadi, als dieser in seinen Wagen einsteigen wollte. An dem umstrittenen Atomprogramm seines Landes ist der getötete Quantentheoretiker offenbar nicht beteiligt. Zu Irans Atomenergiebehörde hatte er keine Verbindung, wie deren Sprecher mitteilte. In einer offiziellen Erklärung im Fernsehen hieß es, der "revolutionäre Professor" sei als "Märtyrer" getötet worden. Eine dem grünen Oppositionspolitiker Mir Hossein Mussawi nahe stehende Website schrieb, der 50-jährige Spezialist hätte vor der Wahl zusammen mit 240 anderen Akademikern ein Manifest für die grüne Bewegung unterzeichnet. Der Dekan der naturwissenschaftlichen Fakultät erklärte jedoch, der Getötete habe sich ansonsten nicht politisch betätigt. Seit der umstrittenen Präsidentschaftswahl im vergangenen Juni sind die Universitäten ein zentraler Schauplatz bei den schweren Auseinandersetzungen zwischen dem Regime und seinen Gegnern.

In einer ersten Reaktion erklärte ein Sprecher des Teheraner Außenministeriums im staatlichen Fernsehen, es gebe Anzeichen dafür, dass "Söldner der arroganten Mächte" in den Vorfall verwickelt seien. Im Sprachkodex der Islamischen Republik sind damit die Vereinigten Staaten und Israel gemeint. Nach Angaben des Teheraner Chefanklägers Abbas Dschafari Dolatabadi wurden bisher keine Verdächtigen festgenommen. Auch übernahm bisher niemand die Verantwortung für den Mord. Im Fernsehen war zu sehen, wie die Ermittler den Getöteten in einem Plastiksack wegtrugen. Männer der Stadtreinigung fegten auf der Straße Glassplitter zusammen. Im Umkreis von 50 Metern waren durch die Detonation Fensterscheiben zu Bruch gegangen.

Im Sommer letzten Jahres war der iranische Atomwissenschaftler Shahram Amiri, der für die Teheraner Atomenergiebehörde arbeitet, während einer Pilgerfahrt nach Mekka in Saudi-Arabien spurlos verschwunden. Iran beschuldigt Riyadh, den Forscher gekidnappt und an die USA ausgeliefert zu haben. Am kommenden Samstag wollen sich die Vertreter der fünf Vetomächte im UN-Sicherheitsrat plus Deutschland in New York treffen, um weitergehende Sanktionen gegen den Iran wegen seines Atomprogramms zu beraten.

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