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Irans Präsident Hassan Rouhani (l.) und Ayatollah Ali Khamenei (r.) bei einem Treffen mit Regierungsvertretern in Teheran.

© AFP

Iran: Der diskrete Reichtum der Ayatollahs

Zu Zeiten des Schahs prangerte Irans Geistlichkeit dessen Verschwendung und Prunksucht als Todsünde an. Doch auch für die religiöse Elite der Islamischen Republik scheint Korruption und Maßlosigkeit kein Verbrechen zu sein.

Mitglieder der iranischen Elite nehmen es mit dem islamischen Gebot der Bescheidenheit offenbar nicht immer sehr genau. So soll Revolutionsführer Ali Chamenei einen Staatsfonds von fast 100 Milliarden Dollar kontrollieren, ein Kommandeur der Revolutionsgarden hat den Spitznamen „General Milliardär", und ein Teheraner Spitzenpolitiker verfügt über Dutzende Bankkonten.

Nun wird die im Iran gerade auf der Führungsebene weit verbreitete Korruption ein internationales Thema. Kurz vor der Wiedereinführung von US-Sanktionen am kommenden Montag prangert Washington illegale Reichtümer der Führungsspitze in Teheran an, um den Unmut in der iranischen Bevölkerung anzuheizen.

US-Außenminister vergleicht Regierung in Teheran mit Mafia-Bande

Dass viele Amtsträger korrupt sind, ist für die Iraner nichts Neues, betont Experte Ali Vaez. „Neu ist, dass die amerikanische Regierung das Thema benutzt, um Instabilität im Iran zu schaffen“, sagt Vaez, Direktor des Iran-Projekts bei der International Crisis Group. US-Außenminister Michael Pompeo sprach vergangene Woche über die „heuchlerischen heiligen Männer“ in Teheran, deren Regierung einer Mafia-Bande gleiche.

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Beispiele für seine Vorwürfe fand Pompeo genug. Schon vor fünf Jahren deckte die Nachrichtenagentur Reuters die Machenschaften des von Chamenei kontrollierten Fonds Setad auf, der ein Vermögen von 95 Milliarden Dollar besitzt und unter anderem mit der Zwangsenteignung von Immobilien viel Geld verdient. Hinweise auf eine persönliche Bereicherung durch Chamenei fanden sich nicht, doch andere Mitglieder der Elite sind offenbar weniger zurückhaltend. Sadek Laridschani, der Chef der iranischen Justiz, sieht sich mit demVorwurf konfrontiert, mehr als 60 Bankkonten mit einem Millionenvermögen zu besitzen. Angeblich zahlen Angeklagte in Gerichtsverfahren auf diese Konten ein. Laridschani betont, das Geld gehöre nicht ihm selbst, sondern der Justiz.

Die Herrschaft (1953-1979) des im Luxus lebenden Schahs Mohammed Reza Palavi war der Iranischen Geistlichkeit ein Dorn im Auge
Die Herrschaft (1953-1979) des im Luxus lebenden Schahs Mohammed Reza Palavi war der Iranischen Geistlichkeit ein Dorn im Auge

© AFP

Für den Kommandeuer der Revolutionsgarden war Reichtum keine Sünde

Sadek Mahsuli, ein ehemaliger Kommandeur der Revolutionsgarde, trieb es in den vergangenen Jahren so bunt, dass er als „General Milliardär“ bekannt wurde. Von Parlamentariern befragt, hatte Mahsuli eine Erklärung parat: Ayatollah Ruhollah Chomenei, Gründer der Islamischen Republik, habe sich lediglich gegen die Arroganz von Palastbewohnern ausgesprochen. „Aber nicht gegen das Leben im Palast an sich.“

Es bestehe kein Zweifel daran, dass Mitglieder der iranischen Führung „großen Reichtum“ angehäuft hätten, sagt Ali Fathollah-Nejad vom Brookings Doha-Zentrum in Katar. „Wir haben es mit einer Oligarchie zu tun, in der politische und wirtschaftliche Macht nicht voneinander zu trennen sind.“ Der Iran-Kenner schätzt, dass ein Teil des illegal zusammengerafften Geldes auch für außenpolitische Abenteuer Teherans in Syrien, Irak oder Libanon verwendet wird.

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