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Iran: Schlag gegen die Frauen

Im Iran muss eine Studentin fünf Jahre in Haft - sie kämpft für Frauenrechte. Die 21-Jährige unterstützte die "Eine-Millionen-Unterschriften"- Kampagne, die für eine rechtliche Gleichstellung von Männern und Frauen eintritt. Die Regierung scheint Angst vor einer "lila Revolution" zu haben.

Berlin - Es ist eine ungewöhnlich harte Strafe für eine junge Aktivistin, die sich im Iran für die Frauenrechte eingesetzt hat: Zu fünf Jahren Haft hat ein iranisches Gericht die 21-jährige Hana Abdi vergangene Woche verurteilt. Abzusitzen in einem Gefängnis in Jolfa in der Provinz West Aserbaidschan, weit weg von der Stadt Sanandadsch und ihrer Familie in der Provinz Kurdestan. Der Vorwurf an die Psychologie-Studentin und Aktivistin der „Eine-Million-Unterschriften-Kampagne“: „Versammlung und geheime Absprache zur Bedrohung der nationalen Sicherheit“.

Dabei geht es der Kampagne, für die Hana Abdi kurz vor ihrer Festnahme am 4. November noch Unterschriften gesammelt hatte, ausschließlich um die Gleichstellung der Frau vor dem Gesetz. Denn auch wenn sie wählen oder sich selbst als Parlamentskandidatin aufstellen lassen dürfen, bleiben Frauen im Iran Bürger zweiter Klasse. Um zu arbeiten oder zu reisen, bedarf es eigentlich der Erlaubnis eines Mannes, das Familienrecht festigt die männliche Vorrangstellung, nach wie vor können Frauen gesteinigt werden.

Dem Regime in Teheran ist die Kampagne, die iranische Frauen im August 2006 begannen, ein Dorn im Auge. „Sie fürchten eine ,lila Revolution’“, sagt eine der Aktivistinnen, die namentlich nicht genannt werden will. Obwohl das Sammeln von Unterschriften auch im Iran an sich keine Straftat ist, sind immer wieder Frauen bedrängt oder verhaftet worden, die in Parks oder Friseursalons eben dies getan haben. Vor allem junge Frauen waren darunter, „um andere einzuschüchtern und ruhig zu halten“, sagt die Aktivistin. Bisher wurden die meisten von ihnen dann nach einigen Tagen oder Wochen wieder frei gelassen oder zu einer Bewährungsstrafe verurteilt. Das reicht aus, um sie und ihre Familien stark unter Druck zu setzen.

Im Fall von Hana Abdi aber demonstriert das Regime eine neue Härte. Die junge Frau kommt auch nicht aus der intellektuellen Mittel- oder Oberschicht, sondern aus einfachen Verhältnissen. Neben der „Eine-Million-Unterschrift-Kampagne“ engagierte sie sich in der „Azarmehr Vereinigung von Frauen Kurdistans“, die Frauen zu mehr Bildung und Unabhängigkeit verhelfen will. Was ihr Anwalt Mohammad Scharif als absurd zurückwies, waren Vorwürfe, Hana Abdi habe Kontakt zur „Partei für das freie Leben Kurdistans“ gehabt, die der PKK nahe steht. Das Urteil selbst erwähnt diese Vorwürfen offenbar auch nicht mehr.

Mohammad Scharif will jetzt Berufung einlegen. Da die 21-Jährige zur möglichen Höchststrafe verurteilt worden sei, hoffe er auf eine Reduzierung des Strafmaßes, sagte er in mehreren Interviews. Gleichzeitig wächst nun unter Irans Frauenrechtlerinnen auch die Sorge um die Studentin Ronak Saffarzadeh. Sie war im vergangenen Herbst kurz vor Hana Abdi festgenommen worden. Ihr Verfahren läuft noch.

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