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Die Fassade des Konsulats wurde verwüstet, ein Straßenhändler starb durch die Explosion.

© Alaa Qamhawy/dpa

IS-Terror in Ägypten: Mit Sprengstoff gegen den Westen

Nach dem Bombenanschlag des "Islamischen Staats" auf das italienische Konsulat in Kairo wächst die Sorge vor Angriffen auf Ausländer und Diplomaten.

Kilometerweit war die gewaltige Explosion im Stadtzentrum von Kairo zu hören. Ein 26-jähriger Straßenhändler verlor sein Leben und zehn Menschen wurden verletzt, als am Samstag neben dem italienischen Konsulat eine Bombe mit enormer Sprengkraft hochging. Die Wucht der Detonation zerstörte die Fassade des historischen Ensembles und beschädigte mehr als 50 Gebäude im Umkreis, darunter auch die Kirche der deutschen evangelischen Gemeinde. Selbst im entfernten Ägyptischen Museum am Tahrirplatz gingen Scheiben zu Bruch. Wenige Stunden später bekannte sich der "Islamische Staat" per Internet zu der Tat. Es war der erste Angriff der Terrormiliz auf eine westliche Einrichtung in der ägyptischen Hauptstadt.

"Mit Allahs Hilfe ist es den Soldaten des ,Islamischen Staates’ gelungen, ein geparktes Auto mit 450 Kilo Sprengstoff neben der Zentrale des italienischen Konsulates zu zünden", hieß es in dem Onlinetext. Alle Muslime wurden aufgefordert, sich künftig von solchen "Lasterhöhlen der Sicherheit" fernzuhalten, weil sie "legitime Ziele für die Angriffe der Mudschaheddin" seien.

Regierung in Rom will sich nicht einschüchtern lassen

Entsprechend wächst in Ägypten die Sorge, das Land könne in den nächsten Monaten eine Eskalation des Terrors erleben, der sich auch gegen Diplomaten und Ausländer richtet. Anfang Juni wurde im Stadtteil Garden City, wo sich viele Botschaften befinden, gerade noch rechtzeitig eine Bombe vor dem saudischen Konsulat entdeckt. Italiens Außenminister Paolo Gentiloni erklärte per Twitter, sein Land werde sich nicht einschüchtern lassen. Ägyptens Führung versprach, das stark zerstörte Gebäude auf Staatskosten wieder aufzubauen.

Der Anschlagsort an der Galaa-Straße bot ein Bild der Verwüstung. Eine Außenfassade des italienischen Konsulats, in dem auch ein Kulturzentrum und ein Restaurant untergebracht sind, ist komplett herausgerissen. In vielen umliegenden Wohnungen und Läden waren Türen, Fenster und Fensterläden aus ihren Verankerungen gerissen. Die in der Nähe vorbeiführende Hochstraße der Stadtautobahn in Richtung Nil hat Risse in ihrer Betonkonstruktion.

Spektakuläre Attacken auf dem Sinai

Erst vor zwei Wochen war der Generalstaatsanwalt des Landes, Hisham Barakat, auf dem Weg zu seinem Amtssitz durch ein Attentat getötet worden. Drei Tage später starteten die "Gotteskrieger" auf dem Nordsinai einen spektakulären Angriff auf mehr als ein Dutzend Militärposten, bei dem nach offiziellen Armeeangaben 21 Soldaten und 240 Angreifer starben.

Der Wahrheitsgehalt dieser Angaben lässt sich nicht überprüfen, auch weil der übliche offizielle Staatsakt für alle gefallenen Soldaten diesmal kurzfristig abgesagt wurde. Einen Monat zuvor hatte die Polizei nur dank der Aufmerksamkeit eines Taxifahrers ein Blutbad an Touristen auf dem Parkplatz vor dem Karnak-Tempel in Luxor verhindern können.

So werden die Zweifel größer, ob das Regime unter Führung von Exfeldmarschall Abdel Fattah al Sisi tatsächlich in der Lage ist, die versprochene Sicherheit im Lande zu gewährleisten. Auch die erste Reaktion der Polizei in Kairo war wenig professionell. Statt zunächst das Explosionszentrum zu sichern und abzusperren, nahmen die Beamten vier ausländische Journalisten fest.

Die Sicherheitskräfte warfen ihnen vor, verdächtig früh zur Stelle gewesen zu sein, bezichtigten sie zunächst der Mittäterschaft, ließen sie dann aber nach ein paar Stunden wieder frei. Ausgelöst wurde das paranoide Vorgehen durch einen Wehrpflichtigen der Bereitschaftspolizei, der plötzlich von einem italienischen Fotografen behauptete, er habe ihn bereits vor der Explosion um 6.30 Uhr am Tatort gesehen.

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