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Nakoula Basseley Nakoula, der mutmaßliche Regisseur des anti-islamischen Videos wird beim Verlassen seines Hauses in Los Angeles von der Polizei begleitet.

© Reuters

Update

Islamfeindlichkeit: Produzent des Mohammed-Videos zeigt keine Reue

Der Macher des islamfeindlichen Videos scheint ausfindig gemacht zu sein: ein vorbestrafter Kopte aus den USA. Er überlegt nun, den gesamten Film zu veröffentlichen.

Der Macher des islamfeindlichen Schmähvideos ist Medienberichten zufolge ein koptischer Christ aus Kalifornien. Justizbeamte hätten bestätigt, dass es sich um einen dort lebenden Mann namens Nakoula Basseley Nakoula handelt, berichtete das Magazin Time. Er bediene sich verschiedener Decknamen und sei unter anderem wegen Bankbetrugs 2010 zu einer Haftstrafe von 21 Monaten verurteilt worden. Dabei sei ihm auch für fünf Jahre der Zugang zum Internet verboten worden.

Am Freitag meldete sich ein Nakoula Basseley Nakoula im arabischsprachigen US-Radiosender Sawa persönlich zu Wort. Er bereue sein Werk trotz der gewaltsamen Proteste nicht. Es tue ihm auch nicht leid, den Film gemacht zu haben, aber der Tod des US-Botschafters in Libyen stimme ihn "traurig", sagte er.

Er habe den 14 Minuten langen Ausschnitt aus dem Film ins Internet gestellt und überlege, "den ganzen Film zu veröffentlichen", sagte Nakoula. Niemand habe an seinem Film "herumhantiert". Nach eigener Darstellung fühlt sich der Mann "schuldig" an den Angriffen gegen US-Vertretungen in muslimischen Ländern. Die USA hätten mit dem Film nichts zu tun.

Der Film über den Propheten Mohammed basiere auf einem Buch, das er 1994 veröffentlicht habe, sagte Nakoula. Er sei dann von "bestimmten Personen" gebeten worden, einen Film aus dem Buch zu machen und dieser Bitte sei er nachgekommen. Er hoffe, dass die Menschen den Film in Gänze sehen, bevor sie ihn beurteilen. Sich selbst bezeichnete er als einen "arabischen Denker", der sich für islamische Themen interessiere.

Bewährungsstrafe dauert an

Szene aus dem Film "The Innocence of Muslims".
Szene aus dem Film "The Innocence of Muslims".

© YouTube

Dem Time-Magazin zufolge ist Nakoula vorbestraft, weil er Sozialversicherungsnummern gestohlen hat. Mit deren Hilfe habe er dann Geld von mehren Konten abgehoben und es auf eigenen Konten deponiert. Die New York Times bezeichnete Nakoula als "zwielichtigen Tankstellenbesitzer mit einer Geschichte von Festnahmen und geschäftlichen Pleiten". Er sei 55 Jahre alt und lebe gut 30 Kilometer südlich von Los Angeles.

Wegen seiner Strafe prüft der Nachrichtenagentur AP zufolge nun ein Bewährungsrichter, ob Nakoula gegen seine Auflagen verstoßen hat. Die Bewährung dauere noch an, deshalb könne er umgehend wieder ins Gefängnis geschickt werden, sollte ein Verstoß vorliegen.

Filmemacher unter Polizeischutz

Nakoula steht in den USA mittlerweile unter Polizeischutz. "Wir haben eine Bitte erhalten und wir antworten darauf. Wir sind die Garanten der öffentlichen Sicherheit", sagte der Sprecher des Sheriffs von Los Angeles. Offenbar handelt es sich um eine Vorsichtsmaßnahme, die den Filmemacher vor allem vor den Medien schützen soll. "Es gibt keinen Aufstand, kein Verbrechen", sagte der Sprecher. Der Grund für die Anwesenheit der Polizei sei vielmehr die Presse.

Nakoula leitet nach eigenen Angaben die Produktionsfirma des Films und sei damit für die Logistik zuständig gewesen. Er bestritt, jener angebliche Autor des Films zu sein, der unter dem Pseudonym Sam Bacile auftritt. Ein Mann unter diesem Namen hatte Medien mehrere Interviews gegeben, in denen er sich als Israeli ausgab, der Geld von jüdischen Spendern für den Film bekommen habe. Bacile erklärte, Autor und Regisseur des islamfeindlichen Films zu sein.

Eine Handynummer, unter der Sam Bacile ein Interview gab, hatte allerdings direkt zu Nakoula geführt, dessen mittlerer Name zudem Basseley lautet. Die Nummer war von der Nachrichtenagentur AP verfolgt worden, die sie von einem konservativen koptischen Christen namens Morris Sadek bekommen hatte. Sadek hatte auf seiner Website für den Film geworben und ihn dadurch erst richtig bekannt werden lassen.

An dem Filmprojekt beteiligt soll zudem der US-Versicherungsvertreter Steve Klein sein. Klein beschreibt sich nach den Worten des US-Journalisten Jeffrey Goldberg als einen militanten Christen. Er habe den Mann, der nun unter dem Namen Sam Bacile bekannt ist, getroffen. "Sein Name ist ein Pseudonym", sagte Klein im US-Magazin The Atlantic. "Er ist kein Israeli. (...) Ich bezweifle, dass er Jude ist."

Die gemeinnützige US-Organisation Southern Poverty Law Center, die Hassgruppen beobachtet, gab an, Klein sei ein früherer Elitesoldat und langjähriger Aktivist für christliche Rechte. Er habe geholfen, paramilitärische Milizionäre an einer kalifornischen Kirche auszubilden, und eine Gruppe namens Vereinte tapfere Christen gegründet, die vor Abtreibungskliniken, Mormonentempeln und Moscheen protestiere.

Erstmals veröffentlicht wurden die Ausschnitte des Films nach Angaben der New York Times im Juni. Doch wurde der amateurhafte Film damals kaum wahrgenommen. Erst als es Anfang September auch eine arabische Version des Streifens gab, wurde er bekannt. In dem Film wird der muslimische Prophet Mohammed unter anderem als Frauenheld, homosexuell und Gewalttäter gezeigt, der bei seinen Feldzügen den sexuellen Missbrauch von Kindern und Sklaverei erlaube.

Zusätzliche Verwirrung stifteten Äußerungen der beteiligten Schauspieler. Sie hätten nicht gewusst, dass das Werk anti-islamischer Propaganda diene, zitierte die Los Angeles Times aus einer Mitteilung der Mitwirkenden. Sie seien für einen andersnamigen Film engagiert worden. Die provokantesten Kommentare im Film seien erst im Nachhinein bei der Synchronisation hinzugefügt worden. "Die Darsteller und die Crew sind extrem wütend und fühlen sich vom Produzenten hinters Licht geführt."

Quelle: ZEIT ONLINE, dpa, AFP, DAPD, Reuters

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