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Der Boko Haram-Anführer Abubakar Shekau liest eine Video-Botschaft vor.

© afp

Islamisten fordern Boykott der Wahlen: Nigeria: Boko Haram fällt in Regionalhauptstadt Gombe ein

Vor den Wahlen in Nigeria eskaliert die Gewalt: Hunderte Kämpfer der Islamistenmiliz Boko Haram sind am Samstag in die Regionalhauptstadt Gombe im Nordosten des Landes eingefallen. Die Armee leistete zunächst keinen Widerstand.

Hunderte Kämpfer der nigerianischen Islamistenmiliz Boko Haram sind am Samstag in die Regionalhauptstadt Gombe im Nordosten des Landes eingefallen. Wie Einwohner der Stadt der Nachrichtenagentur AFP berichteten, drangen die Islamisten am Vormittag auf Geländewagen und Motorrädern bis ins Stadtzentrum vor und schossen um sich. Das Militär leistete demnach keinen Widerstand. Am Nachmittag zogen sich die Kämpfer aus der Stadt zurück.

Auf Flugblättern rief Boko Haram zum Boykott der Präsidentschafts- und Parlamentswahlen am 28. März auf. Die Armee, die normalerweise in der Hauptstadt des gleichnamigen Bundesstaates Präsenz zeigt, leistete keinen Widerstand, wie Bewohner berichteten. Ein Armeejet sei zwar über Gombe gekreist, habe aber keinen Luftangriff gestartet, berichtete der Einwohner Kabiru Na-Gwandu. Nach seinen Angaben wurden die Einwohner von naheliegenden Orten vor dem Angriff gewarnt. Viele hätten sich deshalb in Sicherheit bringen können. Auch er sei mit seiner Familie geflüchtet, habe aber vorher noch gehört, dass Kämpfer von Boko Haram die Militärbaracken eingenommen hätten.

Soldaten patrouillierten in Gombe auf den Straßen und schießen in die Luft

Nach dem Einmarsch der Islamisten rief der Gouverneur von Gombe, Ibrahim Dankwambo, eine Ausgangssperre für den gesamten Bundesstaat aus, wie sein Sprecher Ayuba Aluke sagte. Die Bewohner sollten zu Hause bleiben, "um die Sicherheitskräfte nicht an ihrer Arbeit zu hindern, wieder für Recht und Ordnung in der Stadt zu sorgen".

Am frühen Nachmittag hätten die Boko-Haram-Kämpfer Gombe auf eigene Faust verlassen und seien weiter in Richtung der rund 40 Kilometer entfernten Stadt Dakin-Kowa gezogen, sagte der Bewohner Bello Jatau. Ein anderer Bewohner sagte, Soldaten patrouillierten in Gombe auf den Straßen und schössen in die Luft. "Die Kugeln fliegen in alle Richtungen", sagte der Mann. "Die Soldaten schießen wahllos herum. Eine Kugel hat die Mauer meiner Küche durchschossen, aber zum Glück hatte ich mich mit meiner Familie in einem anderen Zimmer verschanzt."

Vor zwei Wochen entging Präsident Goodluck Jonathan einem Attentat

Seit einiger Zeit verstärkt Boko Haram seine Angriffe im Norden Nigerias. Die Gruppe weitete ihre Angriffe zudem auf die Nachbarländer Kamerun, Niger und Tschad aus. Auch Gombe war mehrfach Ziel von Attacken und Anschlägen der Islamisten. Zuletzt entging Präsident Goodluck Jonathan dort vor rund zwei Wochen bei einer Wahlkampfveranstaltung nur knapp einem Attentat.

Die Wahlen sollten ursprünglich diesen Samstag stattfinden, wurden aber um sechs Wochen verschoben. Die Wahlkommission nannte als Grund vor allem die anhaltenden Kämpfe gegen Boko Haram. Eine weitere Verschiebung schloss Jonathan am Freitag aus.

Boko Haram kämpft seit 2009 mit Gewalt für einen islamischen Staat im mehrheitlich muslimischen Norden Nigerias und tötete dabei bislang mindestens 13.000 Menschen. (AFP)

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