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Islamkonferenz: "Ein Prozess von Jahren"

Innenminister Wolfgang Schäuble hat die zweite Islamkonferenz eröffnet. Zum Auftakt räumte er Probleme in den Arbeitskreisen ein, wertete dies aber als Beweis für einen offenen Dialog.

Berlin - Die Bundesregierung stellt sich auf einen mühsamen Prozess bei der Integration von Muslimen in Deutschland ein. Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) sagte am Mittwoch anlässlich der zweiten Islamkonferenz: "Wir werden da einen Prozess von Jahren brauchen." Schäuble räumte Probleme im Dialog ein, sieht aber auch Fortschritte.

Die Deutsche Islamkonferenz (DIK) traf sich am Mittwoch in Berlin zum zweiten Mal. Nach der ersten Konferenz im September 2006 waren vier Arbeitsgruppen gebildet worden. Sie befassen sich mit Wertefragen wie der Gleichberechtigung von Mann und Frau, Religionsfragen wie Islamunterricht an deutschen Schulen, verbesserten Arbeitsmarktchancen von Muslimen sowie Sicherheitsfragen.

Schäuble stritt Probleme in den Arbeitskreisen nicht ab, wertete dies aber als Beweis für einen offenen Dialog. "Und das ist die beste Voraussetzung dafür, dass wir vorankommen", betonte der Innenminister. Die Integrationsbeauftragte des Bundes, Maria Böhmer (CDU), forderte von den Muslimen "gleiche Bildungschancen für Mädchen". Böhmer betonte: "Es gibt Werte, die sind nicht verhandelbar." Dazu gehöre die Gleichberechtigung der Frau.

"Wichtiger Gesprächspartner"

An der Konferenz nahmen neben Vertretern muslimischer Verbände Repräsentanten eines säkularen Islams aus Wirtschaft, Gesellschaft, Wissenschaft und Kultur teil. Ein Streitpunkt ist der unlängst gegründete Koordinierungsrat der Muslime (KRM), dessen Alleinvertretungsanspruch die Bundesregierung ablehnt. Schäuble sieht den Rat als Schritt in die richtige Richtung und "wichtigen Gesprächspartner". Sie verträten aber nur etwa zehn Prozent der rund 3,4 Millionen Muslime in Deutschland. Die türkischstämmige SPD-Bundestagsabgeordnete Lale Akgün unterstrich, der Rat sei wegen seiner konservativen Mitglieder nicht autorisiert, zur Stimme der Muslime in Deutschland zu werden.

Grünen-Fraktionsgeschäftsführer Volker Beck betonte, Ziel der Islamkonferenz sollte ein Fahrplan zur Gleichstellung für den Islam sein. Beck begrüßte zugleich, dass sich liberale Muslime vom Koordinierungsrat absetzten. Nordrhein-Westfalens Integrationsminister Armin Laschet (CDU) bezeichnete dagegen den Vorwurf, hier würden sich nur konservative Muslime sammeln, als nicht gerechtfertigt. "Das sind die Gläubigen, die in die Moschee gehen, die sich engagieren. Dass die möglicherweise etwas konservativer sind als die, die mit ihrer Religion weniger zu tun haben, das liegt natürlich auf der Hand", sagte Laschet. Gleichzeitig forderte er liberale Muslime auf, sich ebenfalls zu organisieren.

Der türkischstämmige Schriftsteller Feridun Zaimoglu hob hervor, der "große Teil der hier lebenden fremdländischen Deutschen" sei integriert und fühle sich als Teil der deutschen Gesellschaft. Als "Avantgarde" des Islam in Deutschland bezeichnete der Schriftsteller "die jungen, selbstbewussten Frauen, die ihren Glauben mit großer Normalität vertreten". (tso/ddp)

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