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Der Halbmond auf dem Minarett der Abubakr Moschee in Frankfurt (Hessen) hebt sich als Schattenriss vor der Sonne ab.

© Boris Roessler/dpa

Islamophobie in Deutschland: Innenministerium zählt 2017 mindestens 950 islamfeindliche Straftaten

Die Antwort auf eine Anfrage der Linken-Fraktion listet Anschläge, Angriffe und Hetze gegen Muslime und muslimische Einrichtungen auf. Viele gingen demnach auf Rechtsextreme zurück.

Im vergangenen Jahr gab es in Deutschland mindestens 950 islamfeindliche Straftaten gegen Muslime und muslimische Einrichtungen wie etwa Moscheen. Dies geht aus einer Antwort des Bundesinnenministeriums auf eine Anfrage der Linken-Fraktion hervor, aus der die "Neue Osnabrücker Zeitung" (Samstagsausgabe) zitierte. Bei diesen Angriffen seien 33 Menschen verletzt worden.

Die Behörden registrierten den Ministeriumsangaben zufolge allein knapp 60 Anschläge, Schmierereien und Schändungen etwa mit Schweineblut, die Moscheen oder sonstigen islamischen Einrichtungen gegolten hätten. In fast allen Fällen seien die Täter Rechtsextreme gewesen.

"Islamhasser haben den Sprung in den Bundestag geschafft"

Zum Jahresende entspannte sich die Lage etwas. Den vorläufigen Zahlen zufolge gab es im vierten Quartal 167 registrierte Vorfälle. Dies war deutlich weniger als noch im dritten Quartal mit 288 Vorfällen.

Die Innenexpertin der Linken im Bundestag, Ulla Jelpke, sagte zu dem Rückgang: "Das ist zwar erfreulich, aber kein Grund zur Entwarnung". Jelpke befürchtet mit Blick auf die AfD, dass sich eine muslimfeindliche Stimmung in Deutschland verfestige: "Die Islamhasser haben inzwischen den Sprung von der Straße in den Bundestag geschafft und tragen von der Parlamentstribüne zur Vergiftung des gesellschaftlichen Klimas gegenüber muslimischem Leben in Deutschland bei."

Daten werden erst seit 2017 ausgewertet

Da die Behörden Daten zu islamfeindlichen Straftaten erst seit Jahresbeginn 2017 auswerten, gibt es keine Vergleichszahlen aus der Vorjahr 2016.

Zu den erfassten Straftaten zählen Hetze gegen Muslime im Netz, Drohbriefe, Angriffe auf Kopftuch tragende Frauen oder auf muslimische Männer auf der Straße, aber auch Sachbeschädigung und Nazi-Schmierereien an Häusern und Moscheen.

Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, geht davon aus, dass die Statistik nicht alle Delikte erfasst und so die Wirklichkeit nur in Teilen abgebildet wird. Mazyek sprach gegenüber der "Neuen Osnabrücker Zeitung" von einem "großen Dunkelfeld". Polizei und Staatsanwaltschaften seien oft "noch nicht dafür sensibilisiert", weswegen viele Fälle in der Statistik nicht auftauchten. (AFP)

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