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Islamrat: Stoiber-Äußerung sorgt für Ärger

Der Vorsitzende des Islamrates in Deutschland Ali Kizilkaya ist aufgebracht. Er wirft dem bayerischen Ministerpräsidenten Stoiber "eine hochgradige Beleidigung des Islam" vor.

München/Köln - Der bayerische Ministerpräsident und CSU-Chef Edmund Stoiber sorgt mit kritischen Äußerungen über den Islam für Empörung beim Islamrat für die Bundesrepublik Deutschland. Dessen Vorsitzender Ali Kizilkaya warf Stoiber in einem Interview eine "hochgradige Beleidigung des Islam" vor. Der CSU-Chef müsse seine Worte korrigieren.

Stoiber hatte der "Bild"-Zeitung gesagt, das Christentum unterscheide sich vom Islam "dadurch, dass wir Intoleranz ablehnen, Religionsfreiheit gewähren, die Gleichberechtigung von Mann und Frau vertreten, Zwangsheiraten ganz entschieden nicht billigen."

Kizilkaya nannte diesen Satz "unverantwortlich". Der Vorsitzende des Islamrats sagte: "Herr Stoiber darf nicht vergessen, dass er auch der Ministerpräsident der Muslime in seinem Land ist." Ein Landesvater dürfe keine Vorurteile schüren.

Es sei zum Beispiel eine "Unterstellung", dass Zwangsheiraten vom Islam gebilligt würden. Kizilkaya betonte: "Nach islamischem Recht ist eine Heirat ungültig, wenn sie nicht auf Freiwilligkeit beruht."

Rückendeckung von Koschyk

Der parlamentarische Geschäftsführer der CSU-Landesgruppe im Bundestag, Hartmut Koschyk, wies die Kritik zurück. Der CSU-Politiker betonte: "Selbstverständlich stützt sich unsere Politik auf die Eckpfeiler des Christentums. Die Betonung unserer Grundsätze bedeutet in keinster Weise einen Angriff auf die islamische Glaubensgemeinschaft."

Koschyk appellierte zugleich an den Islamrats-Vorsitzenden, "die notwendige geistig-politische Auseinandersetzung innerhalb der Muslime in Deutschland gegen jedwede fundamentalistische Tendenzen entschlossen zu führen". Die Muslime müssten sich dem von Stoiber gewünschten "kritisch-konstruktiven Dialog" stellen. Koschyk betonte: "Auch die christlichen Kirchen in Deutschland verweigern sich nicht dem notwendigen politischen Diskurs in einer pluralistischen Gesellschaft."

Entschuldigung gefordert

Der Zentralrat der Muslime hat Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) wegen einer Pauschalkritik am Islam zu einer Entschuldigung aufgefordert. Stoiber habe mit seiner "selbstgefälligen Darstellung" alle Moslems beleidigt und außerdem gegen grundlegende Prinzipien der Verfassung verstoßen, die auf der Neutralität des Staates beruhe, erklärte der Zentralrat.

Mit seinen "polemischen Äußerungen" habe Stoiber den gesellschaftlichen Frieden gestört, kritisierte der Zentralrat der Muslime weiter. Seine Aussagen und Vergleiche seien außerdem haltlos, seine "stereotypen Vereinfachungen" ignorierten auf eklatante Weise die gemeinsamen Werte des Islam und des Christentums. "Mit seinen Äußerungen spricht er schließlich dem Islam und den Muslimen jegliche Moral und schließlich sogar menschliche Eigenschaften ab." Solche Aussagen vergifteten das ohnehin schon angespannte Klima zwischen Nichtmoslems und Moslems.

(tso/ddp/AFP)

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