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Deutsch-israelische Zusammenkunft.

© Wagner/ Deutscher Israelkongress/ ILI e.V.

Israel-Kongress in Berlin: Diplomatie von unten

Deutschland und Israel haben eine besondere Beziehung zueinander. Nun sollte sie beim dritten Israel-Kongress noch einmal vertieft werden - mit vielen Gesprächsrunden, aber auch mit Unterhaltung. Ein Ortstermin.

Von Katrin Schulze

Es braucht nicht immer die höchste diplomatische Ebene, um über die Beziehungen zweier Staaten zu sprechen, sie auf die Probe zu stellen und danach vielleicht auch (neu) zu definieren. Manchmal genügen dafür auch spontane Zusammentreffen auf unteren Ebenen. So wie beim dritten Israel-Kongress im Berliner Congress Center am Alexanderplatz, wo sich am Sonntag immer wieder Grüppchen finden, die dann zu großen kleinen Diskussionen ansetzen: über das eine Land, das andere und das doch ziemlich besondere Verhältnis der beiden zueinander.

Und genau das ist auch das Ziel dieser Veranstaltung. Die bilateralen Beziehungen zwischen Israel und Deutschland sollen vertieft werden, heißt es vom Veranstalter. Dass die hohe Politik da natürlich trotzdem ein bisschen mitmischt, ist klar. Israels Präsident Shimon Peres lässt extra eine Grußbotschaft senden, in der er die „freundschaftlich und kooperative Beziehung“ zwischen Deutschland und Israel lobt und davon überzeugt ist, dass der Kongress diese „zum Wohle beider Staaten noch stärken wird“.

Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit und der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dieter Graumann waren geladen. Außerdem sind beispielsweise der Beauftragte der Bundesregierung für Menschenrechte, Markus Löning, der Parlamentarische Staatssekretär des Verteidigungsministeriums, Christian Schmidt oder DGB-Chef Michael Sommer gekommen, der mit dem Arno-Lustiger-Preis ausgezeichnet wird. Geehrt wird sein lebenslanges Engagement gegen Antisemitismus und für Israel. Doch im Wesentlichen geht es hier nicht um hochpolitische Diskurse, sondern um gegenseitiges Kennenlernen und einen Austausch – auf großer Basis.

Meistens übertönen die Gespräche der Teilnehmer auf den Gängen die der Monitore, auf der die Reden aus dem Kuppelsaal übertragen werden. Traf sich beim ersten Kongress im Jahr 2009 noch ein kleiner Kreis von Insidern, Aktivisten und Israel-Freunden in Frankfurt am Main, ist die Veranstaltung mit inzwischen 3000 Teilnehmern die größte ihrer Art in Europa. Um diesem Rahmen gerecht zu werden, ist man eigens nach Berlin umgezogen. Und auch der Termin ist nicht rein zufällig gewählt. Für „symbolisch“ hält ihn der Botschafter Israels und Schirmherr der Veranstaltung, Yakov Hadas-Handelsman. „Am 9. November 2013 ist es genau 75 Jahre her, dass die Nazis in einer geplanten Aktion brutal gegen Juden in Deutschland vorgingen“, sagt er.

Einen Tag später nun geht es um den „gegenwärtigen Zustand“ und die künftige Zusammenarbeit. Organisatoren, Sponsoren, Stiftungen Vereine und Dienstleister nutzen den Dialog für Werbung und Imagepflege. Sie preisen in den Foyers Reisen nach Israel an, verkaufen Weine und Devotionalien des Landes. Vielfältiges Israel lautet die Botschaft. Glamour inbegriffen. Im Keller des Veranstaltungsgebäude legt ein DJ Musik auf, und am Abend kommen die Kandidaten der Castingshow „The Voice“ für ein Ständchen zusammen. Mic Donet aus Deutschland und Kathleen Reiter aus Israel singen erstmals ein Duett. Die Politik schaut zu.

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