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Politik: Israel lässt Atomspion frei

Vanunu bleibt aber nach 18 Jahren Haft unter Polizeiaufsicht

Aschkelon. Nach 18 Jahren im Gefängnis ist der so genannte israelische Atomspion Mordechai Vanunu unter strengen Auflagen entlassen worden. Großes Medieninteresse, gewaltsame Proteste israelischer Rechtsextremer und Jubel ausländischer Atomwaffengegner sowie israelischer Menschenrechtler begleiteten die Freilassung des Technikers, der Mitte der Achtzigerjahre die israelische Atomaufrüstung enthüllt hatte.

Am Mittwochvormittag konnte Mordechai Vanunu, klein gewachsen und grauhaarig, sein Gefängnis südlich von Tel Aviv verlassen. Begleitet von seinem Bruder Meir und einem israelischen Menschenrechtsanwalt winkte er seinen jubelnden Anhängern zu und spreizte Zeige- und Mittelfinger zum Siegeszeichen. „Ich bin stolz und glücklich über das, was ich getan habe“ sagte er, nachdem er die von den Geheimdiensten Shabak und Mossad angeblich verordnete „sehr grausame, barbarische Behandlung“ kritisiert hatte. Rund elfeinhalb Jahre war er in Einzelhaft gesessen. Er habe „gelitten, weil ich Christ bin. Wäre ich Jude geblieben, hätte man mir nichts getan“. Vanunu war in den 80ern zum Christentum konvertiert.

Mit Vanunus Enthüllungen im einem Interview der „Sunday Times“ wurden 1986 erstmals Einzelheiten über das israelische Atomprogramm bekannt. Experten schlussfolgerten daraus, dass Israel 100 bis 200 nukleare Sprengköpfe besitzt. Israel verfolgte immer eine Politik der Geheimhaltung in Bezug auf seine Atomwaffen. Den Atomwaffensperrvertrag hat das Land nicht unterzeichnet. Vanunu, der in dem Atomforschungszentrum Dimona in der Negev-Wüste beschäftigt war, wurde nach seinem Interview von einer Agentin des Mossad von London nach Rom gelockt. Dort verschleppten ihn Mossad-Agenten nach Israel, wo Vanunu der Prozess gemacht wurde.

„Es gibt keine Geheimnisse mehr, nachdem ich alles veröffentlicht habe“, wies Vanunu am Mittwoch die Begründung der Sicherheitsbehörden für die ihm auferlegten Restriktionen zurück. Vanunu darf Israel zunächst nicht verlassen – obwohl er in die USA auswandern will –, darf nicht zu Ausländern und Medien über Dimona sprechen und darf die Umgebung seines Wohnortes nur mit Erlaubnis verlassen, weil er angeblich Geheimnisse ausplaudern könnte. Als einen seiner ersten Schritte in Freiheit ignorierte der Atomrebell, der sich inzwischen John Crossman nennt, aber die Auflage, sich nur in der Region Tel Aviv aufzuhalten, und begab sich zur Sankt-Georgs-Kathedrale in Ostjerusalem.

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