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© dpa

Israel: Papst nennt Antisemitsmus "abscheuerregend"

Benedikt XVI. besuchte am Montag die Holocaust-Gedenkstätte Jad Vaschem und sprach mit sechs Überlebenden des Holocaust. Antisemitismus sei "inakzeptabel" sagte der Papst. Zudem forderte einen eigenen Palästinenserstaat.

Papst Benedikt XVI. hat zu Beginn seines fünftägigen Besuchs in Israel und den Palästinensergebieten Antisemitismus als "inakzeptabel" und "abscheuerregend" verurteilt. Er wolle in Israel "das Andenken der sechs Millionen jüdischen Opfer der Schoah ehren", sagte der deutsche Papst, der am Montag vom israelischen Präsidenten Schimon Peres am Flughafen bei Tel Aviv begrüßt wurde. "Bedauerlicherweise zeigt der Antisemitismus in verschiedenen Gegenden der Welt noch immer sein abscheuerregendes Gesicht ", sagte 82-Jährige.

"Mögen die Namen der Opfer niemals ausgelöscht werden", mahnte der deutsche Papst in seiner Ansprache in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vaschem, wo er im Rahmen einer Feierstunde auch kurz mit sechs Überlebenden des Holocaust sprach. "Möge ihr Leiden niemals geleugnet, in Misskredit gebracht oder klein geredet werden", fügte er an die Adresse aller Holocaust-Leugner hinzu. Er sei gekommen, um "in Stille vor diesem Monument zu stehen, das errichtet wurde, um der Millionen von Juden zu gedenken, die in der schrecklichen Tragödie der Schoah getötet wurden." Diese hätten ihr Leben verloren, doch würden sie niemals ihre Namen verlieren. "Wenn man auf die Gesichter starrt, die in dem Wasserbecken gespiegelt werden, das still in der Erinnerungsstätte ruht, kommt man nicht umhin, sich ins Gedächtnis zu rufen, wie jedes von ihnen einen Namen trägt", sagte der Papst. "Als Bischof von Rom und Nachfolger des Apostels Petrus bekräftige ich - wie mein Vorgänger -, dass die Kirche fest entschlossen ist, dafür zu beten und unermüdlich zu arbeiten, dass Hass nie wieder die Herzen der Menschen regiere."

Der Papst hatte erst im Januar für erhebliche Verstimmung im Verhältnis zwischen katholischer Kirche und Judentum gesorgt, als er die Exkommunikation des erzkonservativen Bischofs und Holocaust-Leugners Richard Williamson aufhob. Zwar erklärte Benedikt XVI. kurz darauf, es stehe außer Frage, "dass jede Leugnung oder Verharmlosung dieses schrecklichen Verbrechens untolerierbar und völlig unannehmbar ist". Doch erst zwei Wochen später und nach massiver internationaler Kritik verlangte der der Vatikan von Williamson, "sich auf unzweideutige und öffentliche Weise von seinen Stellungnahmen zur Schoah" zu distanzieren.

Gleich nach seiner Ankunft in Israel forderte das Oberhaupt der Katholischen Kirche zudem die Gründung eines palästinensischen Staates. Er bitte die Politiker, jede Möglichkeit zu nutzen, um eine Lösung zu finden. Im Blick auf den mehr als 60-jährigen Nahostkonflikt sagte Benedikt, die Hoffnungen von unzähligen Frauen, Männern und Kindern lägen auf Friedensverhandlungen, um die großen Probleme zu lösen. Nach seiner Auffassung sollten am Ende beide Völker "in Frieden in einem eigenen Vaterland leben mit sicheren und international anerkannten Grenzen". An die christliche Minderheit in Israel appellierte er, sich aktiv an den Bemühungen um Frieden zwischen Israelis und Palästinensern zu beteiligen. Gleichzeitig äußerte er die Hoffnung, dass Juden, Christen und Muslime Zugang zu allen heiligen Stätten und religiösen Feiern in Jerusalem erhalten. Bislang werden praktisch alle palästinensischen Christen und Muslime aus der Westbank von Israel daran gehindert, in Jerusalem Moscheen oder Kirchen zu besuchen. Israels Außenminister Avigdor Lieberman ließ erklären, der Papst vertrete lediglich eine seit langem existierende Position, die von den USA und Europa geteilt werde. Dieses Thema zu diskutieren, sei jedoch nicht Gegenstand des Besuches.

Heute besucht der Papst in Jerusalem den Felsendom, die Klagemauer und zusammen mit Großmufti Mohammed Hussein die Al-Aksa-Moschee. Am Mittwoch reist er ins Westjordanland nach Bethlehem, wo er neben der Geburtskirche auch das palästinensische Flüchtlingslager Aida besuchen will. Am Donnerstag ist er in Nazareth, der biblischen Heimatstadt Jesu, bevor er am Freitag nach Rom zurückkehrt.

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