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Elor Asaria war am Mittwoch von einem Militärgericht schuldig gesprochen worden.

© dpa

Israel: Todesdrohungen gegen Richter nach Schuldspruch für Soldaten

Ein israelischer Soldat hatte einen überwältigten palästinensischen Attentäter erschossen. Die zwei Richter, die ihn dafür verurteilten, wurden jetzt mit dem Tod bedroht.

Nach dem Schuldspruch für einen israelischen Soldaten, der einen verletzten palästinensischen Angreifer mit einem Kopfschuss getötet hatte, werden die Richter in sozialen Netzwerken massiv bedroht. Die israelische Polizei teilte am Donnerstag mit, ein Mann aus Jerusalem und eine Frau aus Kirjat Gat seien wegen "Anstachelung zum Hass" festgenommen worden. Medienberichten zufolge erhielten die drei Richter zudem Leibwächter.

Laut der Nachrichtenwebsite "Ynet" posteten die Festgenommen, ein 54 Jahre alter Mann und eine 22 Jahre alte Frau, auch Todesdrohungen gegen die Vorsitzende Richterin Maja Heller. Diese werde nun ebenso wie ihre Kollegen Carmel Wahabi und Jaron Sitbon von Leibwächtern beschützt. Auch der Militärstaatsanwalt Nadaw Weissman habe zusätzlichen Schutz erhalten. Militär- und Justizvertreter wollten den Bericht nicht kommentieren.

Der Fall spaltet die israelische Gesellschaft. Der Soldat Elor Asaria war am Mittwoch von einem Militärgericht in Tel Aviv wegen Totschlags schuldig gesprochen worden. In der gut zweieinhalbstündigen Verlesung der Urteilsbegründung machte Richterin Heller klar, dass von dem schwer verletzten Palästinenser keinerlei Gefahr für Asaria ausgegangen sei. Für die tödlichen Schüsse habe es keine Rechtfertigung gegeben. Das Strafmaß wollen die drei Richter zu einem späteren Zeitpunkt verkünden. Dem 20-jährigen Angeklagten drohen bis zu 20 Jahre Haft. Rechtsgerichtete Politiker, allen voran Regierungschef Benjamin Netanjahu, sprachen sich für Asarias Begnadigung aus.

Nach dem Urteil hatte es vor dem Armeehauptquartier, wo der Prozess stattfand, Zusammenstöße zwischen dutzenden wütenden Anhängern Asarias und der Polizei gegeben. Auch Generalstabschef Gadi Eisenkot wurde bedroht, der sich für den Prozess eingesetzt hatte. Im Internet tauchte die Drohung auf, Eisenkot werde Jizchak Rabin nachfolgen. Dieser war am 4. November 1995 in Israel von einem jüdischen Rechtsextremisten ermordet worden. (AFP)

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