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Blick auf Gaza-Stadt von israelischem Territorium aus. Dazwischen die trennende Mauer.

© AFP

Israel und die Hamas: Die "Logik" des Gaza-Kriegs muss durchbrochen werden

Kann Israel die vermeintliche Logik dieses Krieges im Gazastreifen durchbrechen? Die Regierung könnte die Hamas düpieren - aber nicht militärisch, sondern mit einer spektakulären humanitären Geste. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Bei den militärischen Auseinandersetzungen im Gazastreifen sind seit dem 8. Juli fast 1900 Palästinenser getötet worden, außerdem starben 67 Israelis. Unter den palästinensischen Todesopfern waren nach israelischen Angaben mindestens 253 Terroristen der Hamas, 147 Terroristen des Palästinensischen Islamischen Dschihad, 65 Terroristen verschiedener kleinerer Terrororganisationen und 603 Terroristen unbekannter Zugehörigkeit. Zusätzlich dazu wurden 159 Terrorverdächtige von israelischen Sicherheitskräften befragt.

Das ist eine Liste des Schreckens – und sie wird weitergeführt. Wie der Krieg. Die Waffenruhe ist beendet, die Hamas schießt wieder Raketen, die israelische Armee beschießt wieder Stellungen. Weil es der „Logik“ dieser Auseinandersetzung entspricht, der offenbar keiner entkommen kann. Obwohl alle Seiten sagen, sie wollten; wollten heraus aus der Spirale der Gewalt.

Das sind die Tatsachen: Israel bricht wegen neuen Raketenbeschusses auch die Verhandlungen ab, die endlich mit Ägypten, der eigentlichen Vormacht der Araber, der 90- Millionen-Nation, als Mittler stattfanden. Und Teile der Hamas, die anwesend waren auf der palästinensischen Seite, verweigern die weitere Mitarbeit, weil Forderungen nicht umgesetzt wurden, voran die nach Aufhebung der Blockade. Dabei konnte keiner in der Hamas darauf bauen, dass alles sofort geschieht und die Aufhebung der Blockade ohne jede Gegenleistung ultimativ durchzusetzen ist. Dazu kommt, dass Israel für sich in Anspruch nimmt, der Hamas schon entgegengekommen zu sein.

Israel wird die Hamas düpieren müssen – aber nicht militärisch

Das sind auch wieder Tatsachen: Trotz des Beschusses sind danach bis zum 5. August von Israel 1856 Lastwagen mit 40 550 Tonnen an Gütern in den Gazastreifen gelassen worden, 37 178 Tonnen Nahrungsmittel, 1694 Tonnen humanitäre Güter, 1029 Tonnen Medizin und medizinisches Material, außerdem Benzin und Diesel. Stromleitungen wurden auch von – zivilen – Israelis unter Einsatz ihres Lebens repariert.

Richtig ist, dass das trotzdem nicht ausreicht, wenn Frieden dauerhaft errungen werden soll. Israel wird, gerade aus einer Position der Stärke heraus, die Hamas düpieren müssen – aber nicht militärisch, sondern mit einer spektakulären humanitären Geste. Will sagen: Israel würde zwar drohen, dass es mit voller Härte zurückschlagen könnte, wie jeder weiß; denn Israel weiß, aus welchen und wie vielen Schulen, religiösen Stätten inklusive Moscheen, Friedhöfen und Krankenhäusern Raketen abgefeuert wurden. Aber die Regierung könnte erklären, dass die Streitkräfte sich zurückhalten, wenn die Hamas-Offiziellen diejenigen unter Kontrolle bekommen, die jetzt jede Friedensbemühung zu zerschießen versuchen. Für diese Bemühungen könnte eine Frist gesetzt werden.

Ziel muss doch sein, die jetzt Friedenswilligen innerhalb der beschriebenen Internationale des Terrorismus in Gaza zu stärken. Sie müssen sich, ermutigt, von den anderen separieren, die dann für jedermann kenntlich werden.

In der Zwischenzeit kann Israels Bevölkerung davon ausgehen, dass das Land nicht wehrlos ist. Vier Abwehrsysteme ergänzen einander, nicht zum vollständigen Schutz, aber die jüngsten Raketen wurden wieder von der „Eisenkuppel“ (Iron Dome) abgefangen.

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