zum Hauptinhalt

Israelische Offensive: UN kritisieren Militäraktion der Israelis

Israel steuerte am Wochenende seine gewaltigste Offensive seit acht Jahren. Mehr als 70 Palästinenser wurden dabei von der Armee getötet. Auch ein palästinensisches Flüchtlingslager wurde angegriffen.

Bei der schwersten israelischen Offensive seit dem Jahr 2000 sind am Wochenende im Gazastreifen mindestens 70 Palästinenser getötet worden. Zugleich wurden wieder zahlreiche Raketen aus dem Palästinensergebiet auf Israel abgefeuert. Der UN-Sicherheitsrat verurteilte die Gewalt in einer Dringlichkeitssitzung in New York. Israels Regierungschef Ehud Olmert sprach jedoch Außenstehenden „jegliches moralische Recht der Kritik“ ab. Palästinenserpräsident Mahmud Abbas kündigte angesichts der Eskalation eine Aussetzung der Friedensgespräche an. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) rief zu einem Ende der Gewalt auf.

Der UN-Sicherheitsrat verlangte das „unverzügliche Ende aller Gewaltakte“. Die 15 Mitgliedsstaaten drückten ihre „tiefe Besorgnis über den Verlust von zivilen Menschenleben im Süden Israels und im Gazastreifen“ aus. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon räumte ein, Israel habe das Recht, sich zu verteidigen, bedauerte aber „den unverhältnismäßigen und übertriebenen Einsatz von Gewalt, der so viele Zivilisten, darunter Kinder, verletzt und getötet hat“.

Die nördlich von Gaza-Stadt gelegene Stadt Jabaliyah sowie das gleichnamige Flüchtlingslager standen im Zentrum der Gefechte. Palästinensische Kämpfer, insbesondere der radikalislamischen Hamas, stellten sich den vorrückenden israelischen Truppen entgegen und lieferten ihnen eine heftige, wenn auch erfolglose Abwehrschlacht. Die Israelis, Infanterie-Elite- und Panzertruppen sowie Artillerie, unterstützt durch die Luftwaffe, waren den Palästinensern im Häuserkampf stark überlegen, was auch die Opferzahlen zeigen. Bei den meisten der Toten handelt es sich um bewaffnete Kämpfer. Doch auch die Anzahl der getöteten Zivilisten, darunter mehrere Kinder, ist ungewöhnlich hoch. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die Kampfhandlungen in eng bebauten und dicht bevölkerten Gebieten stattfanden.

Palästinensische Politiker aller Seiten, sowohl von der im Gazastreifen herrschenden radikalislamischen Hamas, als auch von der Fatah im Westjordanland unter Präsident Mahmud Abbas, beschuldigten übereinstimmend Israel des Völkermordes, der Shoa. Abbas kündigte den Abbruch der Verhandlungen mit Israel an. Bei zahllosen Protestdemonstrationen gegen Israel und Solidaritätskundgebungen mit der Bevölkerung des Gazastreifens kam es an vielen Orten im Westjordanland und in Ostjerusalem zu Zusammenstößen zwischen Palästinensern und der israelischen Armee und Polizei. Dabei kam in Hebron ein Jugendlicher ums Leben.

Das israelische Sicherheitskabinett unter Ministerpräsident Ehud Olmert wird am Mittwoch in einer Sondersitzung über das weitere Vorgehen entscheiden: Zur Debatte steht, ob die bewilligte Großoffensive in dieser Woche erfolgt oder noch ein letztes Mal verschoben wird. Olmert selbst befürchtet offenbar hohe eigene Verluste und ist deshalb eher zurückhaltend.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false