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Italien: Berlusconi wollte Ruby retten

In der Sexaffäre um das marokkanische Callgirl Ruby hat Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi Geldgeschenke an die damals Minderjährige zugegeben – er will aber nur aus Mitleid gehandelt haben.

Mailand - Er sei von Rubys schmerzlicher Geschichte bewegt gewesen und habe ihr das Geld zum Aufbau eines Schönheitssalons gegeben, sagte Berlusconi am Montag in Mailand. Dort musste er sich in einem anderen Prozess wegen Betrugsvorwürfen vor Gericht verantworten. „Das Mädchen erzählte mir und allen anderen Anwesenden ihre schmerzliche Geschichte, und ich war bewegt“, sagte Berlusconi Journalisten vor dem Gerichtssaal. Er habe Ruby Geld gegeben, damit sie sich nicht mehr prostituieren müsse. Es handele sich um mehrere zehntausend Euro, die zum Erwerb der Ausstattung eines Schönheitssalons gedacht gewesen seien.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem 74-Jährigen vor, Ruby, die in Wirklichkeit Karima el Mahroug heißt, bei mehreren Gelegenheiten für Sex bezahlt zu haben. Außerdem soll er sein Amt missbraucht haben, als er sich in einem späteren Fall für ihre Freilassung aus Polizeigewahrsam wegen Diebstahls einsetzte. Berlusconi erklärte dazu am Montag erneut, er sei eingeschritten, weil er geglaubt habe, Ruby sei die Nichte des früheren ägyptischen Präsidenten Hosni Mubarak. „Ich war immer sehr höflich, und habe aus Angst vor einer Situation, die zu einer diplomatischen Affäre hätte führen können, um Informationen gebeten“, sagte er.

Berlusconi war am Montag persönlich vor dem Mailänder Gericht erschienen, wo er sich in einem anderen Fall wegen Betrugs verantworten muss. Bevor er das Gerichtsgebäude betrat, sagte er vor Journalisten, die Staatsanwälte würden „gegen das Land arbeiten“. Das Justizsystem des Landes müsse reformiert werden, damit es nicht eine „Waffe des politischen Kampfes“ werde.

In dem Betrugsverfahren wird dem Medienunternehmer Berlusconi vorgeworfen, die Preise für Übertragungsrechte von Filmen künstlich in die Höhe getrieben zu haben. Berlusconi soll auch Schwarzgelder im Ausland angelegt und die Gewinne für seinen Mediaset-Konzern in Italien gesenkt haben, um weniger Steuern zu zahlen. Der Prozess war im April 2010 wegen eines Immunitätsgesetzes ausgesetzt worden, das jedoch im Januar vom Obersten Gericht teilweise wieder aufgehoben wurde. Nach der Anhörung sagte Berlusconi, die Verhandlung sei „unwirklich“ gewesen, und wies die Vorwürfe erneut zurück.

Gegen Berlusconi laufen noch mehrere Verfahren. Ende März war er zum ersten Mal seit acht Jahren wieder zu einer Anhörung vor einem Gericht erschienen, in der es um ein anderes Verfahren im Zusammenhang mit dem Mediaset-Konzern geht. Zum Auftakt des Prozesses um die Sexaffäre mit Ruby am vergangenen Mittwoch in Mailand war Berlusconi dagegen nicht erschienen. AFP

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