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Italien: Prodi gewinnt erstes TV-Duell

Der Oppositionsführer Romano Prodi hat das erste TV-Duell mit Ministerpräsident Silvio Berlusconi für sich entschieden. Dies erklärten politische Beobachter und Kommentatoren nach der Debatte fast einstimmig.

Rom - Auch eine Blitzumfrage am späten Dienstagabend unter 600 Zuschauern ergab, dass 46,5 Prozent der Befragten Prodi als Sieger sehen, während nur 34,7 Prozent Berlusconi begünstigen, berichtete die Zeitung «Corriere della Sera» am Mittwoch. «Prodi greift an, Berlusconi muss sich verteidigen», titelte die Zeitung «Il Messaggero».

«Ich bin sehr zufrieden, es ist wirklich gut gelaufen», sagte Prodi nach dem «Match». «Wenn man mit gleichen Waffen kämpft und präzise Regeln hat, kann man klare Konzepte herüberbringen und es den Italienern erlauben, sich eine Vorstellung von den Programmen zu machen.» Die beiden Kontrahenten hatten sich am vergangenen Wochenende auf das «amerikanische Muster» für die Fernsehdebatte geeinigt, bei dem jedes Detail der Sendung vorher genau festgelegt war. «Ich bin von dieser Methode enttäuscht, aber ich werde auch das zweite TV-Duell angehen», erklärte Berlusconi. Die nächste Runde zwischen Regierungschef und Herausforderer ist für den 3. April geplant.

Sterile Debatte

Beobachter bezeichneten die Debatte, bei der jeder Redner 150 Sekunden Zeit für die jeweilige Antwort hatte, als «unterkühlt» und «steril». Die strengen Regeln mit genau festgelegten Redezeiten hätten zu wenig Spielraum für eine interessante Debatte gelassen: «Ich habe mich tödlich gelangweilt», meinte der bekannte Journalist Vittorio Feltri. Insgesamt sahen sich 16 Millionen Italiener das mit Spannung erwartete, 90-minütige TV-Duell an.

Thematisch wurden etwa die künftige Steuer- und Einwanderungspolitik, die enormen Preiserhöhungen in Italien seit der Einführung des Euro, der Interessenkonflikt Berlusconis als Regierungschef und Medienunternehmer sowie das iranische Atomprogramm angesprochen. Dabei kritzelte Berlusconi fast ununterbrochen mit gesenkten Augen auf einem Schreibblock herum, während Prodi souverän und selbstsicher in die Kamera blickte.

"Reine Fassade"

Als der Ministerpräsident immer wieder das desaströse finanzielle Erbe der Mitte-Links-Vorgängerregierung ansprach, entgegnete sein Herausforderer trocken: «Sie waren fünf Jahre an der Regierung und reden wie ein Oppositionspolitiker. Was haben Sie denn in den vergangenen fünf Jahren getan? Nur Ihre eigenen Interessen verfolgt?» Er werde dem Land zu einem neuen Aufbruch verhelfen, falls er im April zum Regierungschef gewählt werde, versprach Prodi. Berlusconi bezeichnete seinen Kontrahenten unterdessen wiederholt als «Frontmann, als reine Fassade einer in sich zersplitterten Koalition».

Prodi hatte sich lange gegen die Debatte im RAI-Fernsehen gewehrt, weil er befürchtet hatte, dass sie unfair verlaufen könnte. Umfragen zufolge liegt der frühere EU-Kommissionspräsident seit Wochen in der Wählergunst vorn. Prodi war bereits von 1996 bis 1998 Regierungschef in Italien. (tso/dpa)

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