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Italien: Prodi reicht Rücktritt ein

Der italienische Ministerpräsident Romano Prodi hat die Vertrauensabstimmung im Senat in Rom verloren. Berlusconis Mitte-Rechts-Bündnis feiert.

Der italienische Staatspräsident Giorgio Napolitano will nach dem Rücktritt von Ministerpräsident Romano Prodi heute erste Konsultationen mit den Präsidenten des Senats und des Abgeordnetenhauses führen. Napolitano ließ offen, ob er den Rücktritt annimmt. Er bat die Regierung, zunächst im Amt zu bleiben

Romano Prodi hatte am Abend bei der Abstimmung in der Parlamentskammer trotz seiner Werbung um Unterstützung nur 156 Stimmen erhalten, 161 Senatoren verweigerten ihm das Vertrauen. Seit dem Ausstieg der kleinen Udeur-Partei hatte das stark zersplitterte Regierungsbündnis im Senat keine Mehrheit mehr. Prodi hatte einen Rücktritt ohne ein Vertrauensvotum abgelehnt.

"Jetzt muss gewählt werden, wir wollen eine große Mehrheit im Abgeordnetenhaus und im Senat", forderte der Oppositionsführer und frühere Regierungschef Silvio Berlusconi sofort nach Prodis Niederlage. Auf der rechten im Seite im Senat knallten bereits die Sektkorken.

Napolitano hatte Prodi Rücktritt nahegelegt

Zuvor hatte Prodi angesichts des sich abzeichnenden Sturzes der Regierung letzte Rettungsversuche unternommen. So kam er erneut mit Staatspräsident Giorgio Napolitano zusammen, der ihm nahegelegt hatte, die Niederlage im Senat zu vermeiden und vorher zurückzutreten. Der Staatspräsident könnte statt sofortiger Neuwahlen eine Übergangsregierung auf den Weg bringen, die zunächst eine Wahlrechtsreform bewerkstelligt.

Nicht auszuschließen ist, dass Prodi damit beauftragt wird. Der Präsident hatte mehrfach betont, vor einem Urnengang sei die Wahlrechtsreform dringend nötig. Diese Reform soll den größeren Parteien stärkeres Gewicht geben.

Tumulte im Senat

Berlusconi
Rückkehr? Nach der Wahlschlappe Prodis wieder im Gespräch: Silvio Berlusconi. -

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Bei der Debatte über die Vertrauensfrage kam es im Senat zu turbulenten Szenen, bei denen ein Senator der Udeur-Partei ohnmächtig wurde und behandelt werden musste. Er war von einem Parteikollegen beschimpft und nach Augenzeugenberichten auch bespuckt worden, weil er Prodi das Vertrauen aussprechen wollte.

Seit dem Austritt der Udeur aus der Neun-Parteien-Koalition am Montag drohte der 61. Nachkriegsregierung Italiens das Ende. Prodi hatte die Wahlen im Mai 2006 mit lediglich 25.000 Stimmen Vorsprung, dem knappsten Ergebnis seit dem Zweiten Weltkrieg, gewonnen.

"Es wird vorgezogene Wahlen geben", meinte der Universitäts- und Bildungsminister Fabio Mussi. Diese Auffassung teilten auch andere Mitglieder der Regierungskoalition, die von gemäßigten Katholiken bis zu Postkommunisten reicht. Prodi hatte seine Politik angesichts erheblicher Spannungen in dem Bündnis in mehr als 30 Vertrauensvoten durchboxen und stark sinkende Umfragewerte hinnehmen müssen. Im Februar 2007 stürzte Romano Prodi wegen des italienischen Engagements in Afghanistan, kam jedoch rasch wieder ins Amt zurück. (smz/dpa)

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