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Politik: Italiens verlorene Rekorde (Glosse)

Italien ist fassungslos: Wie konnte das alles nur geschehen? Gewiss, Deutsche sind auch nicht immer das Muster an Korrektheit, das wusste man ja schon lange.

Italien ist fassungslos: Wie konnte das alles nur geschehen? Gewiss, Deutsche sind auch nicht immer das Muster an Korrektheit, das wusste man ja schon lange. Aber dass das "System Kohl" nun so ziemlich alles übertrifft, was man im korruptionsgewohnten Italien schon erlebt hat - nein, das will so manchem Südländer nicht in den Kopf: "Politiker lassen sich Geld geben und vergeben dafür Aufträge, Genehmigungen und Posten - okay", so ein Hörer im staatlichen Rundfunk "RAITRE". "Gut, das ist klassisch. Aber dass Kohl das Geld nicht einfach eingesackt hat wie unsere Raffkes, sondern seinerseits Politiker geschmiert und sich so für zehn weitere Jahre die Kanzlerschaft gekauft hat - das ist genial. Man braucht nur auszurechnen, wieviel Gehalt ihm das über die Jahre beschert hat. Von wegen, nicht in die eigene Tasche! Wieso ist da eigentlich bei uns keiner drauf gekommen?" Er sagt es mit einer Mischung aus Bewunderung und Neid: wieder ein Rekord weniger für Italien. Manches ist eben schlichtweg überhaupt nicht zu verstehen in diesem komischen Teutonenland. "Wieso lebt eigentlich dieser Finanzberater Weyrauch noch", fragt am Ende ein weiterer Hörer der Sendung. "Der weiß doch viel zu viel. Bei uns hätte man den ..." - "Nein, nein, nein", unterbricht da die Moderatorin. "Sie werden hier nicht darüber spekulieren, was dem bei uns hier passieren würde ..." Als der Hörer auch gleich noch den Namen eines vielmaligen Ministerpräsidenten nennen wollte, da drehte sie ihm gerade noch rechtzeitig das Mikrofon ab.

rth

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