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Jahrestag: China rüstet gegen Tibet auf - Angst vor Ausschreitungen

Das chinesische Militär will mögliche Proteste um den bevorstehenden 50. Jahrestag des Aufstandes der Tibeter gegen die Chinesen "im Keim ersticken". Mit einem riesigen Sicherheitsaufgebot mit paramilitärischer Polizei und Militärkonvois sollen Proteste unterbunden werden.

Der Politkommissar der Paramilitärischen Truppen in Tibet, Kang Jinzhong, sagte laut "China Daily" vom Freitag, die Sicherheitskräfte seien wachsam. Augenzeugen berichteten von massiver Militärpräsenz. Internationale Tibet-Aktionsgruppen kritisierten, das Hochland stehe vor dem Jahrestag am Dienstag "de facto unter Kriegsrecht". Der tibetische Regierungschef Qiangba Puncog rechnet mit möglichen kleineren Protesten, aber keiner Wiederholung der schweren Unruhen wie im vergangen Jahr in Lhasa.

"Ich bin absolut überzeugt, dass die Lage in Tibet stabil ist", sagte Qiangba Puncog am Rande der Tagung des Volkskongresses in Peking. "Die Möglichkeit kleinerer Zwischenfälle, etwa dass drei oder fünf Personen auf die Straße gehen und Parolen rufen, kann nicht ausgeschlossen werden." Es werde aber keine "großen Probleme" geben. Die Unruhen vor einem Jahr hatten auch am Jahrestag des Aufstandes der Tibeter gegen die Chinesen am 10. März 1959 und der Flucht des Dalai Lama ins indische Exil begonnen und sich auf andere tibetisch bewohnte Gebiete ausgedehnt.

"Free-Tibet"-Aktivistin rechnet mit Katastrophe

Nach Ansicht der Direktorin der in London ansässigen Free Tibet Campaign, Stephanie Brigden, droht hingegen eine "potenzielle Katastrophe". Nach Angaben der Organisation berichten Augenzeugen von der Stationierung paramilitärischer Polizei, Militärkonvois sowie mit Sandsäcken verbarrikadierten Straßenposten. Trotz des starken Sicherheitsaufgebots habe es "einen spürbaren Anstieg von Protesten gegeben".

"Die provokativen Truppenstationierungen und die Abriegelung von tibetischen Klöstern haben dafür gesorgt, dass vor dem 50. Jahrestag nächste Woche extrem viel auf dem Spiel steht", sagte Brigden. Ausländische Regierungen sollten "ihr Schweigen brechen" und intervenieren. "Staatliche Unterdrückung und eine Verhärtung der chinesischen Position gegenüber dem Dalai Lama verschärfen die Spannungen in Tibet", meinte auch die Dachorganisation International Tibet Campaign (ICT). Vor dem Jahrestag verschwänden Tibeter in "schwarzen Gefängnissen".

Journalisten müssen draußen blauben

Der chinesische Militärkommissar in Tibet nannte die Wahrung der sozialen Stabilität eine "andauernde" Aufgabe. Wie andere hohe Politiker beschrieb der Kang Jinzhong die Lage in dem Hochland als stabil. "Aber wir werden besonders aufpassen, um das Problem im Keim zu ersticken", sagte Kang Jinzhong zu möglichen Protesten. Bei den Unruhen vor einem Jahr handelte es sich um die größten seit fast zwei Jahrzehnten. Seither ist Tibet praktisch abgeriegelt.

Nur wenige ausgewählte ausländische Journalisten durften das Hochland in straff organisierten Reisen besuchen. In den vergangenen Wochen waren mehrere Korrespondenten bei ihren Versuchen, in tibetisch bewohnte Gebiete zu reisen, aufgegriffen und zurückgeschickt worden. Regierungschef Qiangba Puncog sagte laut Nachrichtenagentur Xinhua, ausländische Reporter seien in Tibet willkommen, doch müssten ihre Bericht "gerecht und objektiv sein und der sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung Tibets dienen". (saw/dpa)

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