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In Warschau haben Tausende für mehr Demokratie demonstriert.

© dpa/EPA/Jakub Kaminski

Jahrestag der ersten freien Wahl: Tausende Polen fordern "Freiheit, Gleichheit, Demokratie"

Sprechchöre für die Freiheit: Viele Polen sind auf die Straße gegangen, um an historische Triumphe zu erinnern und gegen die Regierungspolitik zu protestieren.

Unter dem Motto „Alle für die Freiheit“ haben am Samstag tausende Menschen in Polen an den Jahrestag der teilweise freien Wahl im Jahr 1989 erinnert und zugleich gegen die Politik der nationalkonservativen Regierung demonstriert. In Warschau kamen mehr als 10.000 Menschen zu einem Marsch zusammen, zu dem die Oppositionsbewegung KOD und die drei ehemaligen Präsidenten Lech Walesa, Aleksander Kwasniewski und Bronislaw Komorowski aufgerufen hatten. Während der einstige Arbeiterführer Walesa nicht auftrat, marschierten Komorowski und Kwasniewski gemeinsam in der ersten Reihe.

Immer wieder skandierten die versammelten Menschen: „Freiheit, Gleichheit, Demokratie!“ Viele hatten nicht nur polnische Nationalfahnen, sondern auch Europafahnen mitgebracht. „Wir wissen noch gut, wie schwer die Arbeit für die Sache der Freiheit war“, sagte Komorowski. „Aber heute weiß ich, dass Polen anders, besser ist.“

„Wir wussten wirklich nicht, wie es endet, aber wir wussten, dass wir es riskieren müssen“, erinnerte Kwasniewski an die Wahlen von 1989. Er gehörte damals als junger Minister der kommunistischen Regierung der „anderen Seite“ an. Kwasniewski erinnerte an die Bedeutung des historischen Wandels in Polen für den ganzen einstigen Ostblock: „Das ist unser Platz in der Geschichte des 20. Jahrhundert. Den Spuren der Polen folgten die Tschechoslowakei, Bulgarien, Rumänien. Damals begann der Prozess der deutschen Wiedervereinigung.“

„Das hat (der nationalkonservative Parteichef Jaroslaw) Kaczynski nicht erwartet: Dass die Menschen aufwachen für die Sache der Freiheit“, sagte der ehemalige Bürgerrechtler und KOD-Mitgründer Krzysztof Lozinski. Er erinnerte daran, dass der Wandel in Europa 1989 nicht überall friedlich war: In Rumänien wurde Parteichef Nicolae Ceausescu getötet - „das war das Ergebnis dessen, dass er nicht mit der Gesellschaft reden wollte“, mahnte Lozinski. „Wir wollen nicht, dass es in Polen einmal so endet.“

Walesa, Kwasniewski und Komorowski richteten am Samstag auch einen gemeinsamen Appell an die Völker Europas, in dem sie zur Verteidigung von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit aufriefen. „Von den Straßen und Plätzen, auf denen einst (die unabhängige Gewerkschaft) Solidarnosc geboren wurde, rufen wir einmal mehr alle Europäer zur Solidarität auf“, schrieben sie in ihrer gemeinsamen Botschaft. „Wir sprechen für Hunderttausende - freie polnische Bürger, die seit einem halben Jahr (seit Beginn der nationalkonservativen Regierung) auf den Straßen ihre Bindung an Demokratie, Recht und ein freies Europa demonstrieren.“ (dpa)

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