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Politik: Jahrestag: Lettland: Baltisches Handicap

Für fast die Hälfte der Bevölkerung Lettlands war der zehnte Jahrestag des Abzugs der Roten Armee aus der baltischen Republik ein Trauertag: Ethnische Russen stellen nahezu 50 Prozent der Gesamtbevölkerung, in einigen Regionen sogar mehr. Sie klagen über Ausgrenzung durch ein rigides Sprachengesetz.

Für fast die Hälfte der Bevölkerung Lettlands war der zehnte Jahrestag des Abzugs der Roten Armee aus der baltischen Republik ein Trauertag: Ethnische Russen stellen nahezu 50 Prozent der Gesamtbevölkerung, in einigen Regionen sogar mehr. Sie klagen über Ausgrenzung durch ein rigides Sprachengesetz. Sein Inhalt: Um Staatsbürger werden zu können, muss man Lettisch beherrschen. Die Vorschrift wurde nach Kritik durch die OSZE zwar abgemildert, macht aber viele ältere Russen zu Staatenlosen und schließt sie von qualifizierter Berufsarbeit aus.

Das Problem ist allerdings zum Gutteil selbstverschuldet. Zu Sowjetzeiten zeigten die Russen im Baltikum wie auch in anderen Unionsrepubliken keinerlei Neigung, sich in ihren Gastländern zu integrieren. Selbst Kinder russischer Eltern, die in der neuen Heimat geboren wurden, sind häufig nicht fähig, auf Lettisch bis zehn zu zählen. Diese Ignoranz war nach dem Zerfall der UdSSR ein schweres Handicap: Die baltischen Staaten reagierten auf fünf Jahrzehnte Russifizierung mit einer demonstrativen Rückbesinnung auf eigene kulturelle Traditionen. Dabei wird auch übertrieben. Im Fernsehen gibt es nur wenige Sendungen auf Russisch, und noch in diesem Jahr sollen alle Hochschulen nur noch auf Lettisch lehren.

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