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Tony Abbott, der Premierminister von Australien, vor dem Granitstein in Canberra. Am Freitag wird in Australien den Angehörigen der Opfer der Malaysia-Airlines Maschine mit der Flugnummer MH17 über der Ostukraine gedacht.

© dpa

Jahrestag zum Absturz in der Ukraine: Australien und Niederlande gedenken Opfer von Flug MH17

Während Australien und die Niederlande der MH17-Opfer gedenken, taucht ein neues Video mit verstörenden Bildern der Absturzstelle auf, offenbar von Separatisten selbst gefilmt.

Die Europäische Union hat zum Jahrestag des Abschusses des Verkehrsflugzeugs MH17 über der Ostukraine gefordert, die „direkt oder indirekt Verantwortlichen“ vor Gericht zu stellen. Die Union unterstütze daher die Bemühungen, einen bindenden und glaubwürdigen Mechanismus zur Strafverfolgung zu schaffen, sagte die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini am Freitag.

In Australien sorgt ein bislang unbekanntes Video von der MH17-Absturzstelle für Furore. Es wurde nach Angaben des Medienhauses News Corp Australia von prorussischen Separatisten selbst kurz nach dem Absturz gefilmt. Darauf sind Männer am Telefon zu hören, denen offenbar in dem Moment klar wird, dass sie ein ziviles Flugzeug vor sich haben. Sie könne das Material nicht verifizieren, sagte die australische Außenministerin Julie Bishop. „Ich habe das Material gesehen, es ist widerlich, das anzuschauen.“

Bishop und Regierungschef Tony Abbott weihten mit Angehörigen der Opfer in der Hauptstadt Canberra ein Denkmal ein. Es besteht aus einem Granitstein, der in Erde von der Absturzstelle gesetzt wurde. Auf einer Platte darauf stehen die Namen der 38 Insassen, die aus Australien kamen. Insgesamt starben am 17. Juli 2014 bei dem Abschuss der Malaysia-Airlines Maschine mit der Flugnummer MH17 über der Ostukraine 298 Menschen. Die meisten stammten aus den Niederlanden. Abbot bekräftigte seine Entschlossenheit, die Schuldigen zur Rechenschaft zu ziehen. „Das schulden wir den Toten“, sagte er.

„Wer hat ihnen erlaubt, durch diesen (Luft)korridor zu fliegen?“

Abbott hat keinen Zweifel an der Schuld prorussischer Rebellen. „Diese Maschine ist absichtlich von durch Russland unterstützte Rebellen abgeschossen worden, mit von Russland gelieferten Raketen“, sagte er dem Sender ABC. Die Ukraine und westliche Staaten halten ebenfalls Rebellen für verantwortlich und werfen Moskau eine Mitschuld vor. Russland gibt die Schuld dagegen der Ukraine. Nach Angaben von News Corp Australia stammt das Material direkt von prorussischen Rebellen. Eine Einheit aus Donezk sei zur Absturzstelle geschickt worden, in der Annahme, dass dort ein ukrainischer Jet liege. Sie habe die Order gehabt, dort nach ukrainischen Piloten zu suchen, die sich angeblich mit Fallschirmen aus einer abstürzenden Maschine gerettet hatten.

Am 17. Juli 2014 stürzte eine Passagiermaschine von Malaysia Airlines auf dem Weg nach Kuala Lumpur über umkämpftem Gebiet in der Ostukraine ab. Alle 298 Menschen an Bord von Flug MH17 starben. Die Boeing 777 wurde vermutlich mit einer Rakete abgeschossen, die Untersuchungen laufen noch.
Am 17. Juli 2014 stürzte eine Passagiermaschine von Malaysia Airlines auf dem Weg nach Kuala Lumpur über umkämpftem Gebiet in der Ostukraine ab. Alle 298 Menschen an Bord von Flug MH17 starben. Die Boeing 777 wurde vermutlich mit einer Rakete abgeschossen, die Untersuchungen laufen noch.

© dpa-infografik

Auf dem Video sagt einer der Männer laut Übersetzung am Telefon, dass die Toten Ausländer seien. Ein anderer ist mit der Frage zu hören: „Wer hat ihnen erlaubt, durch diesen (Luft)korridor zu fliegen?“ Es sind brennende Wrackteile sowie verstreute Gepäckstücke zu sehen. Einige Männer öffnen Rucksäcke, ziehen Kleidung heraus, halten Fotos in die Kamera und nehmen elektronische Geräte in Augenschein. News Corp Australia hat die Stellen, auf denen Leichen zu sehen sein sollen, unkenntlich gemacht.

Der Zeitung zufolge trägt einer der gefilmten Männer eindeutig eine Marke der selbsternannten Republik Donezk um den Hals. Nach Angaben des "Daily Telegraph" wurde das Video erst in dieser Woche aus dem Rebellenstützpunkt im ostukrainischen Donezk herausgeschmuggelt. Es sei von den Separatisten selbst gefilmt worden, als diese davon ausgegangen seien, ein ukrainisches Kampfflugzeug abgeschossen zu haben.

Flaggen in den Niederlanden auf halbmast gesetzt

Auch die Niederlande haben den Angehörigen der 298 Opfer ihr Mitgefühl bezeugt. Die Flaggen an öffentlichen Gebäuden waren am Freitag auf halbmast gesetzt. Am Amsterdamer Flughafen Schiphol wurden Trauerkränze und Blumen niedergelegt. Zeitungen, Radio und Fernsehen erinnerten ausführlich an die Katastrophe. Die meisten der Opfer waren Niederländer. „Heute sind unsere Gedanken bei den Opfern und Angehörigen der MH17-Katastrophe“, schrieb der Flughafen Schiphol auf seiner Homepage. Mehr als 1300 Angehörige sollten am Nachmittag zu einer Gedenkfeier zusammen kommen.

Poroschenko bekräftigt Schuldvorwürfe gegen Russland

Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko hat zum Jahrestag die Schuldvorwürfe gegen prorussische Separatisten und Russland bekräftigt. „Die Hochtechnologiewaffe, mit der das Flugzeug abgeschossen wurde, konnte nur aus Russland in die Hände der Terroristen gelangen“, betonte der Staatschef in einem am Freitag veröffentlichten Video. Nur auf „direkten Befehl“ der höchsten politischen und militärischen Führung des Nachbarstaates sei dies möglich gewesen, sagte er. Die Separatisten haben wie Russland stets die Verantwortung für die Tragödie zurückgewiesen.

Die Ukraine wolle ein Memorial am Unglücksort Hrabowe für die Opfer errichten, sobald das Land die Kontrolle über das Territorium zurückerlange, sagte Poroschenko. Er forderte zudem eine Bestrafung der Schuldigen. Die Ukraine unterstützt einen Antrag Malaysias, Australiens und der Niederlande, bei den Vereinten Nationen ein Tribunal einzurichten. Russland lehnt dies ab, solange die Ermittlungen zu der Tragödie nicht abgeschlossen sind. Anwohner in dem von prorussischen Aufständischen kontrollierten Gebiet hatten am Donnerstag einen Gedenkstein „für die unschuldigen Opfer des Bürgerkrieges“ eingeweiht.

Rebellen organisieren eigenes Gedenken

Fast 200 ukrainische Dorfbewohner haben am Freitag an der Absturzstelle der Opfer gedacht. Organisiert wurde die Gedenkveranstaltung nahe der Ortschaft Grabowe von den prorussischen Separatisten, die mehrere Gebiete in der Ostukraine kontrollieren. Einer der Anführer der Aufständischen, Alexander Sachartschenko, sagte bei der Zeremonie, die Rebellen seien bereit, "jede nötige Hilfe bereitzustellen", damit bewiesen werden könne, dass die "kriminelle ukrainische Führung die Verantwortung für diese Tragödie trägt". Mehrere Geistliche sprachen Gebete, Sachartschenko enthüllte einen Gedenkstein für die "298 unschuldigen Opfer des Bürgerkriegs". Viele Menschen ließen weiße Ballons aufsteigen und legten Blumen nieder. Einige hielten Schilder mit Slogans wie "Kiew, hör auf zu töten" in den Händen. (dpa, AFP)

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