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Politik: Jakarta spricht von fairen Abstimmungen in Ost-Timor - die Gewalt gegen die Bevölkerung geht weiter

Einen Tag nach der Volksabstimmung über die Zukunft Ost-Timors ist die Gewalt in der früheren portugiesischen Kolonie wieder aufgeflammt. Die UN dementierten zwar am Dienstag, dass nach Schließung der Wahllokale drei weitere einheimische Mitarbeiter der UN getötet worden seien, wie zuvor der Leiter der australischen Regierungsdelegation in Ost-Timor, Tim Fischer, berichtet hatte.

Einen Tag nach der Volksabstimmung über die Zukunft Ost-Timors ist die Gewalt in der früheren portugiesischen Kolonie wieder aufgeflammt. Die UN dementierten zwar am Dienstag, dass nach Schließung der Wahllokale drei weitere einheimische Mitarbeiter der UN getötet worden seien, wie zuvor der Leiter der australischen Regierungsdelegation in Ost-Timor, Tim Fischer, berichtet hatte. Angesichts des erwarteten Votums der Timorer für die Unabhängigkeit kam es aber erneut zu brutalen Übergriffen pro-indonesischer Milizen. Deutsche Beobachter sprachen von einer neuen Gewaltwelle. "Es brennt an vielen Ecken", sagte der Menschenrechtler Stapke. Indonesiens Außenminister Alatas nannte den Verlauf des Referendums fair.

Die Mitarbeiter der UN seien nach Ablauf der Volksabstimmung in der Nähe des Dorfes Gleno im Osten Ost-Timors getötet worden, als pro-indonesische Milizen etwa 140 Mitarbeiter der UN und indonesische Polizisten am Weiterfahren gehindert hätten, welche die Stimmzettel abholen wollten. Die indonesische Polizei sprach hingegen auch am Dienstag nur von einem toten UN-Mitarbeiter, der am Vortag in der Gemeinde Atsabe im Südwesten des Inselteils von mutmaßlichen Unabhängigkeits-Gegnern getötet worden war. Am Dienstagmorgen hoben die Milizen die Blockade wieder auf und gestatteten den UN-Mitarbeitern die Weiterfahrt nach Dili. Südwestlich der Provinzhauptstadt überfielen Angehörige einer pro-indonesischen Miliz am Dienstag das Hauptquartier einer Studentenorganisation und verletzten zwei Menschen.

Die Aktionen der Unabhängigkeits-Gegner geben der Befürchtung neue Nahrung, nach dem überwiegend friedlichen Verlauf des Referendums könne die Gewalt wieder die Oberhand in Ost-Timor gewinnen. Die Wahlbeteiligung bei der Abstimmung lag nach UN-Angaben bei 98,6 Prozent. Die versiegelten Behälter mit den Stimmzetteln wurden mit Hubschraubern nach Dili geflogen. Dort werden die Urnen in einem zentralen Büro geöffnet und ausgezählt. Die UN, die mit etwa 4000 Helfern im Einsatz sind, rechnen mit einer Veröffentlichung des Ergebnisses erst in einer Woche. Die Führung in Jakarta hatte mehrfach zusagt, die seit 1975 besetzte und 1976 annektierte Provinz bei einem entsprechenden Votum in die Unabhängigkeit zu entlassen.

Der weitgehend ruhige Verlauf der Abstimmung wurde weltweit begrüßt. UN-Generalsekretär Kofi Annan und die US-Regierung würdigten die Volksbefragung als gelungen. Die USA forderten Befürworter und Gegner der Unabhängigkeit Ost-Timors auf, das Abstimmungsergebnis ohne weitere Gewalt zu akzeptieren.

"Ich bin sehr erfreut und ermutigt, dass das Referendum in einer freien und friedlichen Atmosphäre abgehalten wurde", sagte indonesiens Außenminister Alatas am Dienstag nach einem Gespräch mit Staatschef Jusuf Habibie. Der timorische Friedensnobelpreisträger und Unabhängigkeitskämpfer Ramos-Horta sagte in einem Interview mit der italienischen Tageszeitung "Corriere della Sera", er hoffe, Jakarta werde sein Versprechen halten und das Ergebnis des Votums nicht sabotieren. Horta erwartet eine dreijährige Übergangsphase bis zur vollen Unabhängigkeit.

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