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Japan: Fukushima wird dauerhaft zur Sperrzone

Die japanische Regierung will ehemalige Bewohner am Betreten der strahlenbelasteten Sperrzone um die Atomruine in Fukushima hindern. Man erwäge, ein rechtlich bindendes Zutrittsverbot zu erlassen, erklärte Regierungssprecher Yukio Edano.

Berlin/Tokio - Der Staat hat zwar im Umkreis von 20 Kilometern um das havarierte Atomkraftwerk bereits eine Sperrzone verhängt. Dennoch kehren immer wieder Menschen trotz der akuten Gefahr radioaktiver Strahlen in ihre früheren Wohngebiete zurück, um Habseligkeiten herauszuholen. Ministerpräsident Naoto Kan will an diesem Donnerstag erneut in die Katastrophenregion reisen und mit Flüchtlingen zusammentreffen.

Die riesigen Mengen radioaktiv verseuchten Wassers bereiten den Reparaturtrupps in der Atomruine weiter Probleme. Die Einsatzkräfte pumpen stark verseuchtes Wasser aus dem Turbinengebäude des Reaktors 2 und angeschlossenen Tunnelschächten ab. Dies wird noch bis in den Mai hinein andauern.

Unterdessen steigt der Wasserstand in einem anderen Tunnelschacht bei Reaktor 3, wie die Atomaufsichtsbehörde am Mittwoch mitteilte. Zwar hoffe man, auch das kontaminierte Wasser um diesen Reaktor abzupumpen. Doch eine dafür vorgesehene Auffanganlage, wo unter normalen Betriebsbedingungen Dampf aus dem Reaktor in Wasser umgewandelt wird, sei bereits voll. Dennoch scheine kontaminiertes Wasser nachzulaufen. „Wir kennen die Ursache nicht“, räumte ein Sprecher der Behörde ein.

Nach Einschätzung der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO) wird das Akw kaum noch weitere Radioaktivität freisetzen. Wenn alles nach Plan laufe, werde die Menge der Radioaktivität von Tag zu Tag abnehmen, sagte der IAEO-Sicherheitsexperte Denis Flory in Wien. In Fukushima habe es kurz nach dem Erdbeben einen Ausbruch an Radioaktivität gegeben, nun werde die Strahlung noch auf niedrigem Level freigesetzt. Dies werde aber auch zurückgehen.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon forderte bei einer Besichtigung des vor 25 Jahren explodierten Atomreaktors Tschernobyl höhere Sicherheitsstandards für Nuklearanlagen. Aus den „Tragödien“ in Tschernobyl und im japanischen Fukushima müssten Lehren für „substanziell höhere Standards“ gezogen werden, sagte er am Mittwoch. Vor allem müssten die Anlagen sicherer gemacht werden gegen Angriffe von Terroristen.

Die Atomkatastrophe in Fukushima und der 25. Jahrestag des GAUs in Tschernobyl am kommenden Dienstag dominieren in diesem Jahr auch die traditionellen Ostermärsche der Friedensbewegung. Es sei „folgerichtig“, dass sowohl gegen Atomwaffen als auch gegen Atomkraftwerke demonstriert werde, erklärte Grünen-Chefin Claudia Roth am Mittwoch in Berlin. „Beides lässt sich nicht voneinander trennen.“ Die zivile Nutzung von Atomenergie fördere die Ausbreitung von Atomwaffen und produziere mehr atomwaffenfähiges Material.

Auch der Berliner Landesbischof Markus Dröge forderte ein Umdenken in der Atompolitik. „In diesem Jahr stellt uns die japanische Katastrophe menschliches Leiden radikal vor Augen und mahnt zur Umkehr“, schreibt Dröge in einem Beitrag für den Tagesspiegel. „Die Katastrophen mit der Atomtechnik zeigen, dass wir umsteuern müssen, um zukünftiges Leiden zu verhindern. Die Einsicht, dass sich etwas ändern muss, ist da.“ mit dpa

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