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© dpa

Japan: Walfang vor der Küste statt Jagd am Südpol

Die Internationale Walfangkommission (IWC) ist auf der Suche nach einem Kompromiss zum japanischen Walfang. Tierschützer kritisieren den aktuellen Kompromissvorschlag. Dieser werde kaum Auswirkungen haben.

Die Internationale Walfangkommission (IWC) ist auf der Suche nach einem Kompromiss zum japanischen Walfang. Bei einer Interimskonferenz diese Woche in Rom schlug die IWC vor, Japan den Küstenwalfang wieder zu erlauben. Im Gegenzug soll Japan seinen umstrittenen „wissenschaftlichen“ Walfang in der Antarktis einstellen. Mit diesem Kompromissvorschlag will der IWC-Vorsitzende William Hogarth das jahrelange Patt zwischen Walfangbefürwortern und -gegnern überwinden. Seit Jahren kamen in der IWC kaum noch Beschlüsse zustande, weil die nötigen Dreiviertelmehrheiten von keiner Seite erreicht werden konnten.

1986 verabschiedete die IWC ein internationales Walfang-Moratorium. Seither ist die kommerzielle Jagd auf Wale verboten. Doch am Südpol tötet Japan, offiziell zu Forschungszwecken, jährlich etwa 900 Meeressäuger. Als „untragbar“ und als „Rückschritt in die 70er Jahre“ bezeichnet Meeresexperte Oliver Salge von Greenpeace Deutschland den Kompromissvorschlag der IWC. Er sei ein Anreiz für andere Staaten, wieder in den kommerziellen Walfang einzusteigen. „Die Küstenwalfang-Kategorie ist eine, die man nicht auf ein Land beschränken kann“, meint auch Niki Entrup von der Walschutzinitiative WDCS. Auch Island und Norwegen, die das Fangverbot ignorieren, könnten sich dann darauf berufen. Dass diese Sorge berechtigt ist, zeigte sich in Rom. Südkorea unterstützte den Kompromissvorschlag und kündigte an, das Land wolle dann ebenfalls den Walfang in seinen Küstengewässern wieder aufnehmen. Das berichten Beobachter. Medienvertreter waren von der Tagung ausgeschlossen.

Nach einem Ratsbeschluss aus der vergangenen Woche stehen die EU-Staaten Kompromissen mit den Walfangbefürwortern grundsätzlich positiv gegenüber, wenn dadurch gefährdete Arten stärker geschützt würden und sich die Zahl der getöteten Wale insgesamt verringern ließe. Doch damit rechnen die Tierschützer durch den aktuellen Kompromissvorschlag überhaupt nicht. „Dadurch würde kein Wal weniger getötet“, sagt Oliver Salge von Greenpeace. „Der wissenschaftliche Walfang ist ein Vertragsrecht, das kann man nur einstimmig abschaffen“, sagt Entrup vom WDCS. Und daran hätten weder Norwegen noch Island oder Japan Interesse. Am Ende werde es dann also beides geben, den Küstenwalfang und den wissenschaftlichen Walfang. „Der Kompromissvorschlag ist im Moment noch zu weich“, kritisiert auch Volker Homes, Artenschutzexperte beim World Wide Fund for Nature (WWF). Er forderte, dass etwa Begrenzungen für den „wissenschaftlichen“ Walfang tatsächlich festgeschrieben und nicht den jeweiligen Ländern selbst überlassen werden.

Den wissenschaftlichen Walfang kritisieren Tierschützer seit Jahren vergeblich. Da Japan das Fleisch der Wale, nachdem meist nicht mehr passiert, als dass die Zahl der Fische im Magen gezählt worden ist, verkauft, werfen Walschutzorganisationen dem Land vor, es betreibe kommerziellen Walfang unter dem Deckmantel der Wissenschaft. „Heute ist es ohnehin nicht mehr notwendig, Wale zu töten, um sie zu erforschen“, meint Salge.

Bei der nächsten IWC-Konferenz im Juni in Portugal wird das Thema Küstenwalfang wieder auf der Tagesordnung stehen. Von Deutschland erwarten die Tierschutzorganisationen, sich bei der IWC gegen das „Tauschgeschäft“ mit Japan einzusetzen. Doch nach Angaben des zuständigen Bundesagrarministeriums könnte sich Deutschland gemeinsam mit den anderen EU-Staaten auf einen Kompromissvorschlag einlassen, falls auf die Bestandsentwicklung verschiedener Walarten Rücksicht genommen und das Walfleisch lokal verbraucht wird. Den Tierschützern reicht das nicht aus. „Es wird so dargestellt, als sei diese Art von Küstenwalfang nicht kommerziell“, kritisiert Niki Entrup. Zudem gebe es niemanden, der kontrollieren könne, ob das Fleisch nur am lokalen Markt verkauft wird.

Karin Schädler

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