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Politik: Jedes zehnte Kind vernachlässigt?

Berlin - Schätzungsweise fünf bis zehn Prozent der Kinder in Deutschland sind nach einer Studie des Bundestages von Vernachlässigung betroffen. Der Wissenschaftliche Dienst des Parlaments bezog sich auf Informationen des Deutschen Jugendinstituts und des Kinderschutzbundes.

Berlin - Schätzungsweise fünf bis zehn Prozent der Kinder in Deutschland sind nach einer Studie des Bundestages von Vernachlässigung betroffen. Der Wissenschaftliche Dienst des Parlaments bezog sich auf Informationen des Deutschen Jugendinstituts und des Kinderschutzbundes. In anderen westlichen Industrienationen sei die Lage tendenziell ähnlich, heißt es in dem Papier, das dem Tagesspiegel vorliegt. Kindesvernachlässigung stelle die „mit Abstand häufigste Gefährdungsform der im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe bekannt werdenden Fälle von Kindeswohlgefährdung“ dar – auch wenn sexueller, körperlicher oder seelischer Missbrauch oft mehr Schlagzeilen machen. Ein Kind gilt als vernachlässigt, wenn es zum Beispiel chronisch unterernährt ist, unzulänglich bekleidet oder Krankheiten unbehandelt bleiben.

Die Linksfraktion hatte die Ausarbeitung in Auftrag gegeben. Mit Blick auf den Fall der in Schwerin verhungerten Lea-Sophie forderte deren Parlamentsgeschäftsführerin Dagmar Enkelmann am Dienstag von Familienministerin Ursula von der Leyen (CDU) einen Runden Tisch zum Kinderschutz. „Das A und O ist es, Kinder- und Jugendämter in den Kommunen finanziell und personell so auszustatten, dass sie Eltern umfassend Hilfe und Unterstützung gewähren können.“ Doch ausgerechnet in den Kinder- und Jugendämtern werde seit Jahren gekürzt und gestrichen.

Die Bundesregierung antwortete auf eine Anfrage der Linken, sie setze sich im Rahmen eines Aktionsprogrammes seit Jahren für den Aufbau von sozialen Frühwarnsystemen sowie für die Verbesserung des Schutzes von Kindern vor Vernachlässigung ein. Ziel sei es, Eltern so früh wie möglich zu erreichen – auch schon in der Schwangerschaft. Die Regierung gab aber zu, dass dazu gesundheitsbezogene und Jugendhilfeleistungen miteinander verzahnt werden müssten. Zudem gebe es noch „erheblichen Forschungsbedarf hinsichtlich der Häufigkeit, Entstehung, Folgen, Prävention und Intervention bei Kindesvernachlässigung“. m.m.

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