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Politik: Jelzin kritisiert den Westen, erstmals aber auch Milosevic

MOSKAU/BELGRAD/GENF (Tsp).Der jugoslawische Präsident Milosevic wird nach Ansicht des russischen Präsidenten Jelzin nicht kapitulieren.

MOSKAU/BELGRAD/GENF (Tsp).Der jugoslawische Präsident Milosevic wird nach Ansicht des russischen Präsidenten Jelzin nicht kapitulieren.Jelzin drohte zudem, Rußland werde nicht zulassen, daß die USA Milosevic besiegten und ganz Jugoslawien unter ihre Kontrolle brächten.Gleichzeitig übte Jelzin am Montag aber erstmals "schwere Kritik" an Milosevic, weil dieser den Einsatz einer internationalen Friedenstruppe im Kosovo ablehne.Er erörterte den Konflikt am Telefon mit US-Präsident Clinton.Die NATO setzte ihre Angriffe fort.Der Flüchtlingsstrom aus dem Kosovo wurde nach Beobachtungen des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR von den Serben wieder fast völlig gestoppt.Es lägen zudem Indizien vor, daß die Truppen von Milosevic die Kosovo-Albaner mit Gewalt zur Umkehr zwängen.Albanien schloß den Ausbruch eines Krieges mit Jugoslawien nicht aus und verstärkte seine Truppen an der Grenze.

Nach NATO-Informationen hat Jugoslawien seine Truppen im Kosovo inzwischen mit 8000 Soldaten verstärkt.Die Allianz wisse von großen Truppenbewegungen, sagte Sprecher Shea.Nach Angaben des militärischen NATO-Sprechers General Marani ziehen derzeit fünf große Flüchtlingstrecks mit zwischen 100 000 und 250 000 Menschen durch das Kosovo.

Wer das Kosovo noch verlassen wolle, müsse hohe Bestechungsgelder zahlen, berichtete UNHCR-Sprecher Janowski.In den letzten vier Wochen seien fast 700 000 Menschen aus dem Kosovo geflohen."Wir haben die Brutalität des Regimes in Belgrad unterschätzt", so Janowski.Die Innenminister Deutschlands kamen überein, daß Deutschland über das bisherige Kontingent von 10 000 Flüchtlingen hinaus vorerst keine weiteren Vertriebenen aufnehmen wird.

Hartnäckig hielten sich Spekulationen über einen Einsatz von NATO-Bodentruppen.Nach Ansicht des Moskauer Außenministers Iwanow bereitet die NATO mehrere Varianten vor, darunter die "Besetzung ganz Jugoslawiens mit anschließender Zerstückelung des Landes in einige schwach staatliche Gebilde".NATO-Generalsekretär Solana schloß nochmals eine Änderung der bisherigen Strategie aus.Auch Bundeskanzler Schröder bezeichnete den Einsatz von Bodentruppen in einem CNN-Interview als "künstliche Debatte".Der Parteivorstand der Bündnisgrünen lehnte Bodentruppen kategorisch ab.Vize-NATO-Generalsekretär Klaiber schloß dies für die Zukunft nicht aus."Ich könnte mir schon denken, daß dieser Zeitpunkt kommen kann."

Die NATO erklärte derweil zu dem Angriff auf Flüchtlinge im Kosovo, Kampfjets hätten in zwei verschiedenen Gegenden bei Dakovica neun Bomben abgeworfen.Im einen Fall habe es sich einwandfrei um ein militärisches Ziel gehandelt, im anderen sei im Laufe des Angriffs klar geworden, daß sich Zivilfahrzeuge in dem Militärkonvoi befunden hätten.Die Operation sei daraufhin sofort abgebrochen worden.

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