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Politik: Jelzin ruft zu nationaler Einheit auf, und der Anführer der Moslemrebellen in Dagestan droht mit Anschlägen in russischen Städten

Nach dem erneuten Anschlag auf ein Wohnhaus in Moskau hat Russlands Präsident Boris Jelzin zur nationalen Einheit gegen die "terroristische Bedrohung" aufgerufen. "Die Terroristen haben uns, dem russischen Volk, den Krieg erklärt", sagte Jelzin am Montag in einer landesweit übertragenen Fernsehansprache.

Nach dem erneuten Anschlag auf ein Wohnhaus in Moskau hat Russlands Präsident Boris Jelzin zur nationalen Einheit gegen die "terroristische Bedrohung" aufgerufen. "Die Terroristen haben uns, dem russischen Volk, den Krieg erklärt", sagte Jelzin am Montag in einer landesweit übertragenen Fernsehansprache. Russland müsse daher "alle Kräfte in der Gesellschaft und der Regierung vereinigen, um den Feind von innen heraus zurückzuschlagen", forderte Jelzin. Über die Verhängung des Ausnahmezustands wurde nach einer Sitzung im Kreml mit Vertretern der Sicherheitsbehörden nichts mitgeteilt. Jelzin beauftragte Innenminister Ruschailo, einen Krisenstab zu bilden.

Zuvor hatte Jelzin nach der vierten Bombenexplosion innerhalb von 14 Tagen die Verschärfung von Sicherheitsmaßnahmen in großen Städten und strategisch wichtigen Orten angekündigt. So soll rund um Atomkraftwerke, Öllager und -pipelines die Sicherheit verstärkt werden. Bei der Explosion in einem Moskauer Wohnblock am Montagmorgen sind nach vorläufigen Angaben mindestens 50 Menschen getötet worden. Das Haus, in dem 120 Menschen gemeldet waren, wurde bei der Explosion in den frühen Morgenstunden völlig zerstört.

Einige Behördenvertreter in Russland vermuten tschetschenische Extremisten hinter den Anschlägen. In der russischen Kaukasusrepublik Dagestan liefern sich moslemische Rebellen aus Tschetschenien seit einem Monat erbitterte Kämpfe mit russischen Einheiten. Die Rebellen, die zahlreiche Dörfer Dagestans besetzt halten, wollen dort gegen den Willen der Regierung von Dagestan einen Gottesstaat errichten.

Am Sonntag waren in Dagestan nach Angaben eines Militärsprechers vier russische Soldaten getötet worden; zudem wurden am Montag zehn Soldaten tot aufgefunden, die als vermisst galten. Einer der Anführer der Rebellen, ein Jordanier namens Chattab, drohte damit, den Krieg in andere Regionen Russlands zu tragen. Bomben würden in den russischen Städten explodieren. Tschetschenische Extremisten werden für zahlreiche Anschläge in Russland verantwortlich gemacht.

Der Chef der moslemischen Rebellen in Tschetschenien, Schamil Bassajew, dementierte unterdessen jede Beteiligung an den mutmaßlichen Anschlägen in Moskau. In der tschetschenischen Hauptstadt Grosny sagte er: "Weder Chattab noch ich sind in irgendeiner Weise an den Explosionen in Moskau und Buinaksk beteiligt."

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