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Im Visier der Terroristen. Erst vor wenigen Tagen kamen in der Hauptstadt Sanaa 40 Menschen bei einem Attentat ums Lebens. Soldaten beobachten die Beerdigung von Opfern.

© dpa

Jemen: Die Zentrale des Terrors

Der Jemen gilt als Hochburg von Al Qaida – hier lernte wohl auch Said Kouachi, einer der Paris-Attentäter, das Töten.

Einer der beiden Attentäter von Paris lernte offenbar das Töten im Jemen. 2011 hielt sich Said Kouachi wohl für mehrere Monate bei Al Qaida auf der Südspitze der Arabischen Halbinsel auf. Deren Kämpfer gelten heute als die gefährlichste Filiale des von Osama bin Laden gegründeten Terrornetzwerks. Durch sie ist das bitterarme, zerklüftete Land nun schon seit mehr als einem Jahrzehnt Schauplatz schwerer Anschläge und spektakulärer internationaler Terrorpläne.

Der Jemen ist seit vielen Jahren Schauplatz schwerer Anschläge

Hier war auch der in den USA geborene Scheich Anwar al Awlaki ansässig, der bis zu seinem Tod bei einem Drohnenangriff mehrfach zum Mord an Mohammed-Karikaturisten aufrief, ebenso wie das Online-Magazine "Inspire" der jemenitischen Extremisten. "Gesucht, tot oder lebendig, für Verbrechen gegen den Islam", hieß es Anfang 2013 in dem Mordaufruf gegen Chefredakteur Stéphane Charbonnier von „Charlie Hebdo".

Blutiger Auftakt für Al Qaida im Jemen war im Oktober 2000 eine Motorboot-Attacke auf den amerikanischen Zerstörer "USS Cole", der im Hafen von Aden aufgetankt wurde. 200 Kilogramm Sprengstoff rissen ein zehn mal zehn Meter großes Loch in den Schiffsrumpf. 17 Seeleute starben, 39 wurden verwundet. Im Februar 2006 gelang es 23 Terroristen, sich aus dem Hochsicherheitsgefängnis von Sanaa zu befreien.

Nasir al Wuhayshi organisierte Al Qaida neu

Unter Führung des charismatischen Nasir al Wuhayshi, der ebenfalls zu den Geflohenen gehörte, begann sich Al Qaida neu zu organisieren. Stellvertreter wurde der Saudi Said al Shihri, der sechs Jahre in Guantanamo gesessen hatte und 2013 von einer Drohne getötet wurde. Ihr neues Terrorbündnis für Jemen und Saudi-Arabien nannten die beiden fortan "Al Qaida auf der Arabischen Halbinsel".

2009 verlagerte die Al-Qaida-Führung ihre Verbrechen ins Ausland

2009 verlagerte die Al-Qaida-Führung ihre Verbrechen dann erstmals ins Ausland. Im August 2009 versuchte ein Attentäter, den heutigen saudischen Innenminister Prinz Mohammed bin Nayef mit im Enddarm verstecktem Sprengstoff zu ermorden. Vier Monate später folgte ein Attentatsversuch auf einen amerikanischen Airbus, der sich im Anflug auf Detroit befand.

Bomben gingen auch an jüdische Gemeinden in den USA

Im Oktober 2010 verschickten die Bombenbastler aus Jemen zwei mit Dynamit präparierte Druckerpatronen per Luftfracht an jüdische Gemeinden in den USA. Sie sollten offenbar die Flugzeuge über dem Atlantik zum Absturz bringen. Doch der Terrorplan wurde glücklicherweise rechtzeitig entdeckt. Ein Jahr später eroberten die Extremisten erstmals mehrere Landstriche entlang der Küste zum Golf von Aden, aus denen sie die Armee erst unter hohen Verlusten wieder vertreiben konnte. Zurück blieben zerstörte Städte und Dörfer, verwüstete und verminte Felder sowie zehntausende Obdachlose.

Immer wieder lässt Washington mit Drohnen angreifen

So liegt die Zahl der amerikanischen Drohnenangriffe im Jemen nach Angaben des "Long War Journal" mittlerweile seit drei Jahren gleichauf mit den Einsätzen in Pakistan. Dennoch steigt die Zahl der Terrorattentate von Jahr zu Jahr weiter, allein im ersten Halbjahr vergangenen Jahres verloren die jemenitische Armee und Polizei 374 Männer.

Vor zwei Tagen kamen 40 Menschen bei einem Anschlag in Sanaa ums Leben

Erst kürzlich machten die Extremisten wieder weltweit Schlagzeilen, als ein Einsatzkommando der US Navy Seals im Dezember erfolglos versuchte, einen amerikanischen Fotografen und seinen südafrikanischen Schicksalsgenossen aus den Fängen von Al Qaida zu befreien. Beide wurden von ihren Geiselnehmern erschossen, bevor diese im Schutze der Nacht in die unwirtlichen Berge entkommen konnten. Und erst vor zwei Tagen kamen 40 Menschen bei einem Anschlag in Sanaa ums Leben.

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