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Politik: Jeremy von Arabien

Londons Irak-Beauftragter fordert mehr Mitsprache für Bevölkerung

Er sei zum Zuhören gekommen, sagte Großbritanniens neuer Sonderbeauftragter für den Irak, Sir Jeremy Greenstock, bei seiner ersten Pressekonferenz in Bagdad. „Mir liegt an guten Beziehungen mit der Presse hier". Vermutlich hatte er noch die Klagen arabischer Journalisten im Ohr, die sich in London über die Bilder des amerikanischen Irak-Beauftragten Paul Bremer in den Zeitungen beschwert hatten, die ja „wie unter Saddam“ seien.

Sir Jeremy, der für den diplomatischen Feuerwehrjob seine Pensionierung verschieben musste, hat, was es braucht: Er kann Arabisch und liebt heiße Länder; als er Anfang des Jahres als UN-Botschafter in New York um die zweite Irak-Resolution kämpfte, zeigte er, dass er mit den Amerikanern umgehen kann. Und er ist unerschütterlicher Optimist. „Wenn ich mit dem Job fertig bin, sollen die Iraker die Gewissheit haben, dass sie Herr ihres Schicksals sind". Das wäre Mitte 2004. Dann wird Sir Jeremy den diplomatischen Dienst endgültig verlassen.

Die französische Forderung, binnen zwölf Monaten Wahlen durchzuführen, sei viel zu ehrgeizig, sagt Greenstock. Den Irak möglichst schnell unter die Kontrolle der Iraker zu bringen, ist auch das Ziel der Briten. Es ist ja ihre Ausstiegsstrategie für dieses Abenteuer an der Seite von Koalitionspartnern, die man in London mit wachsendem Argwohn beobachtet. Aber erst, „wenn die Iraker auch die Chance haben, den Irak zu schaffen, den sie wollen“.

Die Rolle der UN werde wachsen, alles andere wäre „Verschwendung", sagt Greenstock. Aber er weiß, dass die UN „Sicherheit nicht machen". Wie immer der Kampf um die UN-Resolution ausgeht – multinationale Truppen würden „frühestens Ende 2004“ kommen und erst, wenn die Sicherheitssituation sich verbessert hat, prophezeit Sir Jeremy.

Nun verfolgt die Koalition einen Sieben-Punkte-Plan, der als nächstes Konsultationen über eine Verfassung, vielleicht ein Referendum und dann Wahlen vorsieht. Vor allem aber setzen die Briten darauf, dass mehr irakische Polizisten und Soldaten im Land für Sicherheit sorgen.

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