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Jerusalemreise: Ein schwieriges Verhältnis

Das Verhältnis zwischen der katholischen Kirche und dem Judentum war schon immer recht schwierig. Papst Benedikt XVI. versucht nun, in die Fußstapfen seines Vorgängers zu treten.

Jerusalem - Johannes Paul II. nannte es einmal ein „schwieriges Verhältnis, welches praktisch von den ersten Tagen der Kirche bis zur Gegenwart gestört“ war. Abgesehen vielleicht von dem Konzilspapst Johannes XXIII. hat sich keiner der bislang 265 Nachfolger Petri intensiver für die Versöhnung zwischen katholischer Kirche und Judentum eingesetzt, als der 2005 verstorbene Papst aus Polen. Nahezu im Alleingang stellte er das mehr als 2000 Jahre gestörte Verhältnis zwischen beiden Bruderreligionen auf eine neue Grundlage. Nachfolger Benedikt XVI. jedoch zeigte im Umgang mit diesem Erbe eine weniger glückliche Hand. Unter seiner Regie haben sich die Beziehungen zwischen Juden und Christen erneut eingetrübt.

Paul VI. war der erste Papst der Moderne, der 1964 für drei Tage das Heilige Land besuchte. Der eintägige Besuch in Israel verlief frostig. Das Zweite Vatikanische Konzil gab 1965 den wichtigsten Anstoß für eine Neubestimmung im Verhältnis zwischen Katholiken und Juden. In ihrer Erklärung „Nostra Aetate“ sprachen die Konzilsväter erstmals offiziell in anerkennenden Worten vom Judentum, betonten die geistliche Verwandtschaft und verurteilten jeden Rassismus. 1984 betonte der Vatikan in dem Apostolischen Schreiben „Redemptionis anno“ erstmals das Existenzrecht von Israel und Palästina. Zwei Jahre später nahm Johannes Paul II. als erster Papst in der Synagoge von Rom an einem jüdischen Gottesdienst teil. 1994 nahmen der Vatikan und Israel diplomatische Beziehungen auf.

Der im April 2005 neu gewählte Papst Benedikt XVI. versprach bei einem Besuch der Kölner Synagoge, das Erbe seines Vorgängers fortzusetzen. Doch 2008 ließ der Papst als Konzession an die traditionalistische Pius-Bruderschaft die tridentinische Messe wieder zu. Dies wurde von jüdischen Vertretern als Affront gewertet. Doch der Papst lenkte nicht ein. Am 21. Januar hob der Papst die Exkommunizierung von vier Bischöfen der Pius-Bruderschaft auf, von denen einer, Richard Williamson, den Holocaust leugnet. Martin Gehlen

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