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Politik: „Jetzt sind die Europäer am Zug“

Vor den neuen Atomgesprächen mit der EU fordert Iran Zugeständnisse – und gibt sich offen

Mohammed Saidi ist gekommen, um Überzeugungsarbeit zu leisten. Denn nicht alle im Iran haben Verständnis für das Einlenken Teherans in der Atompolitik. Und so versucht der Vize-Direktor der iranischen Atomenergieorganisation in der Universität der Hauptstadt die Argumente darzulegen. Das Ende November erzielte Abkommen mit der EU über die vorläufige Aussetzung der Urananreicherung wird von Hardlinern als Ausverkauf der Rechte Irans angesehen. Deutschland und Frankreich hätten sich nach der islamischen Revolution aus zwei Projekten zum Bau von Atomkraftwerken zurückgezogen, später auch China unter dem Druck der USA. Daher wolle man heute unabhängig sein und selbst Nuklearbrennstoffe herstellen. „Das ist eine strategische Entscheidung für Iran.“

Dass Iran für die Energieversorgung des Landes Atomkraft brauche, sei bereits vor der Revolution klar gewesen. Dass Iran die Atombombe wolle, sei dagegen reine Propaganda. „Es gibt kein Programm zum Bau einer Atombombe, und es wird keines geben“, betont Saidi.

Iran wünsche sich eine „normale Beziehung zur EU und zu anderen Ländern“, sagt Saidi dem Tagesspiegel. Sein Land wolle ein Ende von Sanktionen. Dafür erwartet man bei den Gesprächen in Brüssel, die an diesem Montag beginnen, konkrete Hilfe. „Jetzt sind die Europäer am Zug.“ Er sei „optimistisch“, das sich die Hoffnungen bei der wirtschaftlichen Kooperation erfüllen werden. Viel wichtiger aber sei die Zusammenarbeit auf einem anderen Gebiet: der Nukleartechnologie.

Das Thema bleibt heikel, wie auch ein Bericht der „Washington Post“ zeigt: Danach hat die US-Regierung zahlreiche Telefongespräche des Leiters der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO), Mohammed el Baradei, mit iranischen Diplomaten abhören lassen. Ziel der Lauschaktion sei es gewesen, Munition für die Ablösung des angeblich gegenüber Iran zu leichtgläubigen und nachgiebigen IAEO-Chefs zu sammeln.

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