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John Reid: Stellvertreter im Rampenlicht

Der britische Innenminister John Reid ist für seine Disziplin bekannt. Nun springt er als Krisenmanager für Premierminister Blair und dessen Stellvertreter Prescott ein.

London - Als die britischen Sicherheitskräfte die Anschlagspläne mutmaßlicher Terroristen aufdeckten, war es Innenminister John Reid, der für die Regierung vor die Presse trat. Premierminister Tony Blair machte in der Karibik Ferien, aber auch sein Stellvertreter John Prescott schien wie vom Erdboden verschluckt. Stattdessen leitete Reid die Krisensitzungen, bei denen die wichtigsten Sicherheitsverantwortlichen des Landes über das weitere Vorgehen berieten. Zuverlässig, diszipliniert und erfahren, sprang er problemlos für die Hauptakteure der Labour-Regierung ein.

An den Krisensitzungen nahmen neben Reid der britische Verkehrsminister Douglas Alexander, Führungskräfte aus Verteidigungs- und Sicherheitskreisen sowie ranghohe Vertreter der Polizei teil. Prescott glänzte laut einem Bericht des "Guardian" durch Abwesenheit. Statt an den Beratungen teilzunehmen, habe er Abgeordneten im Parlament erläutert, wie es zu dem nächtlichen Einsatz und der Festnahme der Verdächtigen kam. Prescott fehlte auch bei der Pressekonferenz am Donnerstagfrüh, bei der Reid an der Seite des stellvertretenden Polizeichefs Paul Stephenson und eines Vertreters der britischen Flughafenbetreiber stand.

Prescott hat guten Ruf eingebüßt

Britische Medien sahen dies als weiteres Anzeichen dafür, dass Blairs Stellvertreter nur noch auf dem Papier eine wichtige Rolle spiele. Der "Daily Telegraph" gab zur Begründung an, dass Prescott in den vergangenen Monaten in einige Skandale verwickelt war und dadurch seinen guten Ruf eingebüßt habe. Nicht nur, dass das Ansehen des 59-Jährigen unter einer Affäre mit seiner Sekretärin litt - auch seine zweifelhaften Verbindungen zu US-Milliardär Philip Anschutz brachten ihn in Verruf.

Reid gilt dagegen als erfahrener Krisenmanager, der seit Ende der 70er Jahre im Dienst von Blairs Labour-Partei steht. Er wurde im Mai 1947 im schottischen Bellshill geboren, ging in Coatbridge zur Schule und studierte an der Universität in Stirling. Sein Studium der Geschichte und Wirtschaftswissenschaften schloss er mit einem Doktortitel ab. Seine politische Karriere begann er, indem er Forschungsarbeit für die Labour-Partei leistete; 1983 holte ihn der damalige Parteichef Neil Kinnock als politischen Berater an seine Seite.

Reid: Erfahren in vielen Ämtern

In den folgenden Jahren war Reid unter anderem Staatsminister für Verteidigung, Verkehrsminister und Schottland-Minister, bevor Blair ihn im Januar 2001 zum neuen Minister für die Krisenregion Nordirland ernannte. Gut eineinhalb Jahre später übernahm er den Vorsitz seiner Partei. Im April 2003 wurde Reid Fraktionsvorsitzender im Unterhaus, zwei Monate später übernahm er das Gesundheitsministerium. Im Mai vergangenen Jahres betraute Blair den zuverlässigen Minister mit dem Verteidigungsressort, und bei der jüngsten Kabinettsumbildung im Mai machte er ihn zum Innenminister.

Reid, dessen erste Frau 1998 starb, ist in zweiter Ehe mit der brasilianischen Filmemacherin Carine Adler verheiratet. Der erklärte Anti-Alkoholiker entspannt sich nach eigenen Angaben gern über Geschichtsbüchern und Kreuzworträtseln. (tso/AFP)

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