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Politik: Jordanien: Muslime sollen gegen Radikale aufstehen König Abdullah will Fundamentalismus eindämmen

Gemäßigt-islamische Staaten wollen sich dagegen wehren, dass ihre Religion von militanten Fundamentalisten zu einer Kampf-Ideologie umgedeutet wird. Unter dem Eindruck der Terroranschläge von Madrid rief der jordanische König Abdullah bei einem Besuch in der Türkei die Muslime auf, gegen die Radikalen Stellung zu beziehen.

Gemäßigt-islamische Staaten wollen sich dagegen wehren, dass ihre Religion von militanten Fundamentalisten zu einer Kampf-Ideologie umgedeutet wird. Unter dem Eindruck der Terroranschläge von Madrid rief der jordanische König Abdullah bei einem Besuch in der Türkei die Muslime auf, gegen die Radikalen Stellung zu beziehen. Die „schweigende Mehrheit“ der Muslime müsse endlich gegen die Fundamentalisten aktiv werden. „Im Koran gibt es keinen Terror-Befehl“, sagte Abdullah. „Wir gemäßigten Muslime müssen gegen die Radikalen aufstehen. Wir müssen der ganzen Welt sagen, dass diese Leute nicht unseren wahren Glauben vertreten.“ Damit sprach er die Befürchtung gemäßigter Muslime an, dass die Radikalen die Deutungshoheit im Islam erringen könnten. Abdullah sagte, von entscheidender Bedeutung sei eine Lösung des israelisch-palästinensischen Konfliktes. Dann werde der Terror zurückgehen.

Mit seinen Äußerungen liegt Abdullah auf einer Linie mit seinen türkischen Gastgebern. Die gemäßigt-islamische Regierung von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan ist ebenfalls besorgt, dass im Westen Islam und Fundamentalismus gleichgesetzt werden könnten. Nach den Terror-Anschlägen von Istanbul im November weigerte sich Erdogan deshalb, von einem „islamistischen Terror“ zu sprechen. Als Verbündete des Westens in der Nahostregion ist es für die Türkei und Jordanien wichtig, sich von Fundamentalisten zu distanzieren. Mitte April wollen Erdogan und der jordanische Außenminister Marwan Muasher mit Politikern aus Marokko, Indonesien und anderen muslimischen Staaten in Istanbul an einem „Kongress der Demokraten aus der islamischen Welt“ teilnehmen.

Den Herrschenden in der Türkei, in Jordanien und anderen gemäßigten muslimischen Ländern geht es nicht nur um ihr Image in den USA und in Europa, sie wenden sich auch an die eigene Bevölkerung. Elf Prozent der Türken und 55 Prozent der Jordanier hegen einer Umfrage zufolge mehr oder weniger große Sympathien für Osama bin Laden; fast jeder dritte Türke hält Selbstmordanschläge gegen Amerikaner und andere westliche Staatsbürger im Irak für gerechtfertigt. Die Umfragen werfen ein Licht auf das fundamentalistische Gewaltpotenzial selbst in pro-westlichen Ländern wie der Türkei.

Geschockt hatten die Türken nach den Anschlägen auf Synagogen und britische Einrichtungen im letzten November erfahren, dass diese Gewalttaten von ihren eigenen Landsleuten verübt wurden – auch wenn die Täter in Afghanistan und Pakistan geschult worden waren. Nun stieß die Istanbuler Polizei bei ihren Ermittlungen zum Anschlag auf ein Freimaurer-Treffen in der letzten Woche auf weitere militante Antisemiten. Einer der Festgenommenen, Adem Cetinkaya, gestand, einen türkischen Zahnarzt ermordet zu haben, weil dieser Jude war.

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