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Josef Ertl gestorben: Mit der Leidenschaft eines Bayern

Dreizehn Jahre lang ist Josef Ertl Landwirtschaftsminister der Bundesregierung gewesen, länger als irgendeiner der Politiker, die vor ihm oder nach ihm das Amt begleitet haben. Sein tragischer Tod - Ertl verstarb am Donnerstagabend an den Folgen einer Brandverletzung, die er sich auf dem Hofe seines Sohnes zugezogen hatte - ruft einen Politiker ins Gedächtnis zurück, der zu jenen seltenen unverwechselbaren Temperamenten gehörte, die der Politik Farbe geben.

Dreizehn Jahre lang ist Josef Ertl Landwirtschaftsminister der Bundesregierung gewesen, länger als irgendeiner der Politiker, die vor ihm oder nach ihm das Amt begleitet haben. Sein tragischer Tod - Ertl verstarb am Donnerstagabend an den Folgen einer Brandverletzung, die er sich auf dem Hofe seines Sohnes zugezogen hatte - ruft einen Politiker ins Gedächtnis zurück, der zu jenen seltenen unverwechselbaren Temperamenten gehörte, die der Politik Farbe geben. Wenn Ertl, 1925 in Oberschleißheim bei München geboren, sprach, äußerte sich unüberhörbar ein Bayer. Mühelos konnte er auch nach Statur und Intonantion die Kompetenz für das Ressort glaubhaft machen, das er verwaltete, wie er überhaupt mit den Jahren seiner Ministerzeit zum überparteilichen Repräsentanten der Bauern und der Landwirtschaft wurde. So war es folgerichtig, dass er nach seinem Rückzug aus dem Ministerium Präsident der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft wurde.

Mit Ertl verbindet sich aber auch ein gutes Stück parteipolitischer Geschichte der Bundesrepublik. Seit Anfang der fünfziger Jahre Mitglied der FDP war er in den sechziger Jahren der Gegenspieler der "progressiven" Gruppierungen in der bayerischen FDP. Er gehörte zunächst auch zu den Opponenten gegen den Kurs der Annäherung an die SPD, den die FDP unter Walter Scheel einschlug, und galt bei der schwierigen Gratwanderung, die dieser Kurs für die FDP bedeutete, vielen zunächst als Riskofaktor. Umso bemerkenswerter war es, dass er, nachdem er sich der Entscheidung der Partei gebeugt hatte, zu einer verlässlichen Stütze der sozialliberalen Koalition wurde. Josef Ertl war noch gegen Ende des Krieges zum Stuka-Piloten ausgebildet worden und wurde als knapp 20-Jähriger verwundet. Etwas von diesem Wagemut erhielt er sich als leidenschaftlicher Skifahrer; zwölf Jahre war er auch Präsident des Deutschen Skiverbandes. Um so schwerer traf ihn 1993 ein Unfall, ebenfalls auf dem Hof seines Sohnes, bei dem er lebensgefährlich verletzt wurde. Davon hat sich Josef Ertl bei aller geistigen Wachheit nicht mehr ganz erholt.

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