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Biden Obama

© AFP

Joseph Biden: Ein alter Hase für Obama

Die US-Demokraten stellen Barack Obama den außenpolitisch erfahrenen Senator Joseph Biden als Running Mate zur Seite. Damit entscheidet sich der Präsidentschaftsbewerber für das politische Establishment und gegen die bisherige Botschaft des Wandels in den USA. Wer ist der Mann aus Delaware?

Joseph Biden also soll den designierten demokratischen Präsidentschaftskandidaten Barack Obama in den Wahlkampf und, wenn es denn wahr werden sollte, ins Weiße Haus begleiten. Eine mutige Entscheidung. Der 65-jährige Senator aus Delaware und Vorsitzende des Außenpolitischen Ausschusses des Senats gilt als einer der schärfsten Kritiker von Obama in den eigenen Reihen und hält sich als leidenschaftlicher (und humorvoller) Redner nicht immer im Zaum. Geschichten über Bidens zuweilen aufflammenden Jähzorn sind Legende.

"Das würde der unterhaltsamste Vizepräsident der Geschichte werden!" war denn auch die erste Reaktion eines Moderators des konservativen US-Senders Fox. Im Frühjahr musste sich Biden bereits bei Obama entschuldigen. Biden hatte den Senator als den "ersten Mainstream-Afroamerikaner, der sich gut ausdrückt, intelligent und sauber ist und gut aussieht" bezeichnet. Viele Schwarze in den USA reagierten empört auf die saloppe Formulierung.

Immer für einen Lacher gut

Als er einmal selbst als Präsidentschaftsbewerber antrat, fragte ihn ein TV-Moderator bei einer Debatte, ob er denn die Disziplin aufbringen könne, um nicht ein Präsident der "peinlichen Ausrutscher" zu werden. Der weißhaarige, distinguierte Senator antworte lächelnd: "Ja!" - mehr nicht. Selbst damit brachte Biden das politische Amerika zum Lachen.

Mit Biden hat sich Barack Obama einen eigenwilligen und streitbaren Mann an Bord geholt. Das zeigt schon der Umstand, dass Biden noch vor sechs Monaten nicht ausschloss, auch als Running Mate des republikanischen Bewerbers John McCain zu werden. Obama hat sich aber auch für ein politisches Schwergewicht entschieden, der die ihm vorgeworfene mangelnde Erfahrung in Sicherheits- und Außenpolitik ausgleichen soll.

Länger Senator als McCain

Biden hat bereits mehr als die Hälfte seines Lebens im US-Senat in Washington gewirkt - und damit 14 Jahre mehr als McCain. Hier leitet der studierte Jurist auch den Auswärtigen Ausschuss. Unzählige Auslandsreisen machten ihn mit den Spitzenpolitikern in aller Welt bekannt. Erst am Montag kam er aus Georgien zurück, wohin ihn Präsident Michail Saakaschwili eingeladen hatte.

Biden ist wie Obama ein Gegner des Irakkriegs. Allerdings stimmte er 2002 noch für die Genehmigung des Waffengangs gegen Saddam Hussein. Später wurde er ein scharfer Kritiker der Politik von US-Präsident George W. Bush; zeitweise plädierte er für die Teilung des Iraks zwischen Schiiten, Sunniten und Kurden.

Mit der Entscheidung gegen Tim Kaine, den 50-jährigen Gouverneur von Virginia, und Evan Bayh, den 52-jährigen Senator von Indiana entfernt sich Obama ein Stück weit von seiner Kernbotschaft des Generationswechsels. Die US-Republikaner nutzten die Benennung von Biden außerdem sofort für einen neuen Angriff auf Obama, indem sie die Entscheidung als Eingeständnis der fehlenden Erfahrung werteten. Die Wahl Bidens als Wegbegleiter ist für Obama also nicht ohne Risiko. Doch am Ende könnte er sich dennoch als die richtige Entscheidung erweisen. Denn auf lange Sicht könnte der alte Hase gerade solchen Attacken den Wind aus den Segeln nehmen.

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