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Ein Hakenkreuz und ein durchgestrichener Davidstern an einer Gedenkstätte in Berlin (Archivbild)

© dpa/Daniel Reinhardt

Judenfeindliche Übergriffe: Antisemitismus ist ein Angriff auf die demokratische Gesellschaft

Es ist ein erschreckendes Signal: Judenfeindliche Straftaten sind in Deutschland längst wieder Alltag. Was kann dagegen getan werden? Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Sage keiner, er oder sie habe es nicht gewusst. Das Bundesinnenministerium berichtet für 2018 von 1799 antisemitischen Straftaten – eine Zunahme um fast 20 Prozent. Die „Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Berlin (RIAS)“ nennt für das selbe Jahr 1083 Vorfälle, allein in der Hauptstadt. Und 2019 wird nicht besser. Es wurden schon Rabbiner in München, Hamburg und Berlin bedroht, sogar angegriffen. Für die jüdischen Gemeinden ist das ein erschreckendes Signal – für die Gesamtgesellschaft nicht minder.

Es geht schließlich um die demokratische Grundlage. Deshalb wird dreierlei immer wichtiger: Betroffene müssen ermuntert werden, alle Vorfälle zu melden; und Zeugen ermutigt, Vorfälle nicht schweigend geschehen zu lassen, wenn sie es mitbekommen. Die Bildung ist außerdem noch einmal zu verstärken. In Schulen sollte über den Holocaust hinaus noch mehr über jüdisches Leben gelehrt werden, das seit Jahrhunderten zu Deutschland gehört; das Judentum mit seiner reichen Tradition ist hier nichts Fremdes.

Eine Waffe gegen Antisemitismus ist Empathie, die aus dem Verstehen erwächst. Das rüstet auch besser gegen alle seine Formen, von rechts, von links, von Islamisten. Und wer, wie viele Geflüchtete, antisemitisch, antiisraelisch sozialisiert wurde, muss besonders über Bildungsarbeit angesprochen werden: um zu erklären, woher die Dämonisierung, Delegitimierung und Doppelmoral kommen und wohin das führt. Der Kampf gegen den Antisemitismus ist für das Gemeinwohl zwingend. Unleugbar.

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