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Trittin

© dpa

Jürgen Trittin, Die Grünen: "Schwarz-Gelb verhindern"

Grünen-Spitzenkandidat Trittin über Koalitionen im Saarland und im Bund.

Herr Trittin, sind die Grünen mittlerweile zu Mehrheitsbeschaffern geworden, für die Macht wichtiger ist als Inhalte?



Nein, wie kommen Sie darauf?

Im Bund würde Ihre Partei gerne mit der SPD koalieren, in Hamburg koalieren Sie mit der Union, die Saar-Grünen prüfen ergebnisoffen, ob sie Jamaika oder Rot-Rot-Grün machen.

Wir streiten in allen Ländern und im Bund für das Gleiche, nämlich mehr Kitas, eine gemeinsame Schule, den Ausstieg aus der Atomenergie, die Verhinderung neuer Kohlekraftwerke. Das ist das Gegenteil von inhaltlicher Beliebigkeit.

Es gibt bei den Saar-Grünen Befürworter von Jamaika und von Rot-Rot-Grün. Sie sehen mehr inhaltliche Übereinstimmung mit SPD und Linken. Warum?

Die Grünen im Saarland haben sich schon während des Wahlkampfes wegen der Übereinstimmung in der Schul- und Familienpolitik für einen Ministerpräsidenten Heiko Maas ausgesprochen. Auch die Abschaffung der Studiengebühren ist ein gemeinsames Projekt von Rot und Grün. In all diesen Fragen ist die Union anderer Auffassung. In der Familienpolitik vertritt auch die Linke andere Positionen als die Grünen.

Ist es nicht so, dass eine Koalition von Grünen, Union und FDP im Saarland den Bundes-Grünen den Wahlkampf verhageln würde, weil rot-grüne Wechselwähler Ihre Partei als dann unberechenbar ablehnen?

Wir sind sehr berechenbar. Wir wollen im Bund Schwarz-Gelb verhindern. Wenn uns das gelingt, werden wir nicht den Steigbügelhalter von Schwarz-Gelb machen.

Müssen die Saar-Grünen nicht vor der Bundestagswahl klar sagen, dass sie keinen CDU-Ministerpräsidenten wählen, damit die Glaubwürdigkeit Ihrer Partei im Bund nicht leidet?

Die Saar-Grünen entscheiden über die Politik im Saarland. Inhaltlich überwiegen die Gemeinsamkeiten mit der SPD.

Woher soll der Grünen-Wähler am 27. September wissen, mit wem Sie im Bund nach der Wahl koalieren?

Wir verhelfen Schwarz-Gelb nicht zur Mehrheit. Die Linke hat Regierungsoptionen im Bund ausgeschlossen. Wir Grüne wollen eine Koalition für soziale Gerechtigkeit, ökologische Modernisierung, Wahrung der Bürgerrechte und eine verlässliche Außenpolitik.

Was ist Ihre Machtoption für den Bund, wenn die FDP nicht auf die Avancen der SPD für eine Ampelkoalition eingeht?

Wenn es keine schwarz-gelbe Mehrheit gibt, wird der Druck auf die FDP immens sein, eine Alternative zur großen Koalition zu ermöglichen.

Das Gespräch führte Hans Monath.

Jürgen Trittin (55) ist mit Renate Künast Spitzenkandidat der Grünen für die Bundestagswahl. Der Ex-Umweltminister ist Wortführer des linken Flügels seiner Partei.

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