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Politik: …Jürgen Trittin vom Papst lernt

Der Schriftsteller Hans Magnus Enzensberger hat die mathematische Betrachtung in die Geschichtswissenschaft eingeführt. Enzensberger schrieb eines Tages: Saddam = Hitler.

Der Schriftsteller Hans Magnus Enzensberger hat die mathematische Betrachtung in die Geschichtswissenschaft eingeführt. Enzensberger schrieb eines Tages: Saddam = Hitler. Das ist nicht gerade differenziert argumentiert, aber es hat was den Charme des Schlichten. Deshalb ein brandaktueller Versuch: Jürgen Trittin = Papst Julius II. Das mag ein bisschen verblüffen. Umweltminister Trittin gilt auch ohne Schnauzer eher als Ökostalin der Regierung. Papst Julius II. hingegen…, also dieser Pontifex hat den so genannten Petersablass ausgerufen, im Jahre 1507 war das.

Um den historischen Hintergrund zu verstehen, braucht es eine andere Gleichung: Tempodrom = Petersdom. In Rom nämlich werkelten damals Handwerker an der päpstlichen Großkirche. Und was man am Tempodrom schön sehen konnte, gilt seit alters her: Bauen wird am Ende immer teurer als geplant. Papst Julius II. hätte so jemanden wie den Berliner Senat nötig gehabt, Bankbürgschaften uswusf. Hatte er aber nicht, die Kurie war arg klamm. Deshalb entstand die famose Idee, Sündern gegen Bares die Buße zu erlassen. Ein Meineid war für neun Dukaten zu haben. Aus den Einnahmen entstand die Kirche St. Peter zu Rom.

Minister Trittin hat vom Papst gelernt. In Bonn tagte gerade die Energiekonferenz „renewables“, heute fahren die 2000 Teilnehmer wieder ab. Was heißt da fahren: die meisten fliegen. Dabei sollte das Treffen den Klimaschutz vorantreiben und nicht die Treibhausgase. Jemand hat ausgerechnet: 1 Teilnehmer = 1,4 Tonnen Emission. Insgesamt verursacht die Konferenz 3500 Tonnen CO2-Ausstoß. Dem Umweltsünder Trittin macht das ein verdammt schlechtes Gewissen. Er will Buße tun. In Indien lässt er zehn Großküchen mit solarthermischen Anlagen ausrüsten. Damit werden 5000 Menschen in Klöstern, Schulen und Kliniken mit Curryreis beliefert. Bis 2012 werden so 3990 Tonnen CO2 eingespart.

Für die Zukunft hat Trittin noch 490 Tonnen gut, ein Bonus-Trick, mit dem Ablasshändler seinerzeit reichlich Geld sammelten; sie verkauften eine Art Futureablass auf Sünden, die noch gar nicht begangen worden waren. Jeder Konferenzler, übrigens, bekam vom Minister eine handsignierte Emissionsgutschrift „1,4 Tonnen“ mit auf den Heimweg, einen ökologischen Ablasszettel.

Was Jürgen Trittin nicht vergessen sollte: Derlei Geschäfte erbosten schon Martin Luther, es kam zur Reformation - und Rom hatte den Salat. Wer aber könnten die Unversöhnlichen der Neuzeit sein? Vielleicht gilt bald die Gleichung: Attac = Luther. Wehe, Trittin, wehe. not

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